Montenegro: Kronzeuge der „russischen Spur“ entpuppt sich als serbischer Krimineller!

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Die Staatsanwaltschaft Montenegros soll die endgültige Klage im Kontext des so genannten „Versuch zum Staatsstreich“ formulieren: Im Herbst 2016 hatte angeblich eine Gruppe von serbischen und russischen Nationalisten unmittelbar am Wahltag einen Sturm des Parlamentsgebäudes und den Mord am Ministerpräsidenten Montenegros, Milo Dukanovic, geplant.
 
Der Kronzeuge (im Grunde der einzige Zeuge) der Anklage war Aleksandar Sindjelic, einer der Anführer der Verschwörer und Chef der prorussischen Organisation „Serbische Wölfe“, der zudem angeblich an Gefechten im Südosten der Ukraine auf der Seite der selbsternannten „Volksrepubliken“ Donezk und Lugansk teilgenommen hatte. Angesichts dieser Angaben könnte man den Eindruck bekommen, dass es sich tatsächlich um die so genannte „Spur des Kremls“ handeln könnte. Ein Korrespondent von RIA Novosti hat sich nach Donezk begeben, um möglichst mehr Informationen über den Kronzeugen zu erfahren. Dabei fand er heraus, dass es in Sindjelics Lebenslauf einige fragwürdige „Kapitel“ gibt.
 
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Auf seine Aussagen stützt sich offenbar die ganze Anklage. Aber Journalisten konnten viele heikle Momente in seiner Vergangenheit finden.
 
Vor allem stellte sich in Donezk heraus, dass Sindjelic an den Gefechten gar nicht teilgenommen hatte, obwohl er unter den Serben, die an den Kriegshandlungen tatsächlich teilnahmen, bekannt ist. Sein Image ist jedoch eher fraglich: Er initiierte diverse „humanitäre“ Projekte, sammelte in Belgrad Spenden für die „Freiwilligen“ und „Kriegsopfer“, die aber später spurlos verschwanden.
 
Außerdem stellte sich heraus, dass Sindjelic einst für einen Doppelmord verurteilt worden war. Die Umstände seiner späteren Freilassung wurden nahezu legendär.
 
„Er bekam vermutlich eine ärztliche Bescheinigung, dass er unzurechnungsfähig wäre, und deshalb wurde er freigelassen“, erzählte der serbische politische Aktivist Dragan Minic. „Wie kann er aber dann als Zeuge auftreten?“
 
Sindjelic, der seine Schuld einräumte, sich zur Kooperation mit der Staatsanwaltschaft bereit zeigte und dafür den Sonderstatus eines „Zeugen, der sich mit der Justiz über Strafnachlass geeinigt hat“, bekam, war nach Auffassung der Staatsanwaltschaft der Putschanführer. Als Beweis dafür wurde ein Video veröffentlicht, auf dem beschlagnahmte Schlagringe, Stacheldraht, ein Quadrokopter und diverse Kriegsvorräte zu sehen waren.
 
Wohin die Hunderte von Verschwörern verschwunden sind, die es laut der montenegrinischen Staatsanwaltschaft gab, ist ein großes Geheimnis: Es wurden lediglich 14 Personen festgenommen. Viele Menschen, mit denen Journalisten sprechen konnten, sagten, dass Sindjelic bei Menschen, die ihn kannten, nicht gerade beliebt gewesen sei, weil er als Zuträger der Polizei gegolten habe, der zudem sehr gierig gewesen sei.
 
„Normalerweise war das so: Er begann, viel über seine Möglichkeiten zu erzählen, über ‚hohe Tiere‘, mit denen er bekannt wäre; er behauptete, mit jedem Minister oder sonst mit wem Kontakt aufnehmen zu können“, so Dragan Minic. „In den ersten Minuten klang das anziehend, bald aber schon sehr abstoßend. Er wirkte nicht wie ein Spion, sondern eher wie ein Irrer.“
 
Etwas später sagte der montenegrinische Sonderstaatsanwalt Milivoje Katnic, an der Verschwörung wären noch zwei russische Staatsbürger namens Eduard Schischmakow und Wladimir Popow beteiligt gewesen. Auch hätten „russische staatliche Strukturen ihre Finger im Spiel gehabt“.
 
Darüber hinaus stellt die Staatsanwaltschaft Sindjelic als Anführer der prorussischen Organisation unter dem furchterregenden Namen „Serbische Wölfe“ dar. Und wiederum stellte sich heraus, dass er das einzige Mitglied dieser Organisation war.
 
Aus dieser „Verschwörung“ wurde ein großer internationaler Fall gemacht – und zugleich ein Vorwand, der montenegrinischen Bevölkerung zu erklären, warum dieses Land 2017 Nato-Mitglied werden müsste. Darüber wird in der Gesellschaft immer noch heftig gestritten. Der Kreml warnte seinerseits Podgorica vor absurden Vorwürfen, dort einen Umsturz vorbereitet zu haben.
 
Wie der bekannte serbische Rechtsanwalt Goran Petronievic äußerte, hatten die montenegrinischen Geheimdienste Sindjelic gar nicht gejagt. Aber irgendwann, kurz vor dem „Staatsstreich“, habe er sich selbst ergeben, den Deal mit der Justiz abgesprochen und die anderen „Verschwörer“ genannt. Er habe wohl ein schlechtes Gewissen gehabt, vermutete der Jurist.
 
Quelle: Sputniknews

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