Republika Srpska: Riskanter Abspaltungskurs von Präsident Dodik!

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Der Präsident der Republika Srpska, Milorad Dodik, meint, bosnische Serben sollten einen einheitlichen Staat mit Serbien und serbischen Gebieten im Kosovo bilden. Balkan-Experten sehen in diesem Plan die Gefahr eines neuen Krieges in der Region und einer zunehmenden Konfrontation zwischen Russland und dem Westen, schreibt „Kommersant“ am Dienstag.
 
Wie Dodik im Interview mit Belgrader Zeitungen sagte, hat Bosnien als Staat keine Aussichten, und die dazu gehörenden Gebilde – die Republika Srpska und die Muslimisch-Kroatische Föderation – sollten lieber friedlich auseinandergehen. Die bosnischen Serben sollten einen einheitlichen Staat mit Serbien und den serbischen Munizipalitäten im Norden Kosovos bilden, dem sich später Montenegro anschließen könnte. Dodik hatte sich schon früher ähnlich geäußert, doch jetzt formulierte er zum ersten Mal so offen die Idee der faktischen Schaffung eines „Groß-Serbiens“.
 
Die sensationelle Erklärung wurde kurz vor dem Tag der Republik am 9. Januar gemacht. Dieser Tag fiel auch mit dem 25. Jahrestag der Republikgründung zusammen. Am 9. Januar 1992 wurde zwei Monate vor Beginn des Bosnienkriegs die Republik des serbischen Volkes von Bosnien-Herzegowina ausgerufen, die später in Republika Srpska umbenannt wurde. Die Weltgemeinschaft betrachtet den Feiertag nicht als legitim, weil die Republika Srpska offiziell nur durch das Abkommen von Dayton (1995) anerkannt wurde.
 
Das bosnische Verfassungsgericht hatte zuvor beschlossen, dass die Erklärung des 9. Januars zum Tag der Republika Srpska verfassungswidrig sei. Allerdings initiierte Dodik im September ein Referendum, bei dem fast 100 Prozent der Wähler für die Aufrechterhaltung des Feiertags stimmten.
 
Muslime, die den größten Teil der Bevölkerung Bosniens ausmachen, sowie Vertreter der Weltgemeinschaft äußern die Befürchtung, dass Dodik nach dem Referendum vom September Kurs auf den Austritt der Republika Srpska aus Bosnien genommen hat. Seine Äußerungen kurz vor dem Tag der Republik bestätigen diese Vorwürfe. Auch bei der gestrigen Zeremonie sagte Dodik, dass die „Republika Srpska voller Entschlossenheit ist, als Staat zu existieren“. „Wir sind abwehrbereit“: Republika Srpska droht mit Austritt aus Bosnien-Herzegowina „Es handelt sich um die Vorbereitung auf ein Referendum zur Abspaltung der Republika Srpska von Bosnien“, sagte der Belgrader Politologe Dusan Janic. Dem Experten zufolge könnte ein solches Szenario zu neuen Erschütterungen auf dem Balkan führen. „Angesichts der schlechten Beziehungen zu den USA und der EU und der fehlenden Unsicherheit bei den eigenen Positionen innerhalb der Republik strebt Dodik danach, einen Keil zwischen Serbien sowie den Serben und dem Westen zu treiben“, sagte der Politologe.
 
Auch diplomatische Quellen in Sarajewo sprechen von einem möglichen persönlichen Interesse des Anführers der Republika Srpska an einer Eskalation der Situation, weil es mehrere Korruptionsuntersuchungen gegen Dodik gab, die die bosnische Staatsanwaltschaft wegen faktischer Nichtanerkennung ihrer Vollmachten in der Republika Srpska nicht abschließen kann.
 
Die entstehende Situation macht eine Zuspitzung des Konfliktes zwischen Dodik und der Weltgemeinschaft fast unvermeidlich. Experten zufolge werden als radikalste Variante die Isolierung Dodiks und Sanktionen gegen die Republika Srpska betrachtet. „Die EU erwägt mögliche Wirtschaftssanktionen, in der Nato existiert der Plan einer Intervention, falls Dodik sich zur Abspaltung entschließt“, sagte Janic.
 
Bei einer solchen Entwicklung könnten auch Serbien und Russland in die Konfrontation zwischen dem Westen und Dodik hineingezogen werden. Dodik rechnet mit der Unterstützung beider Staaten. Allerdings war der serbische Premier Aleksandar Vucic bei den Feierlichkeiten anlässlich des Tages der Republik nicht anwesend und übermittelte lediglich Gratulationen. Kurz vor dem Referendum im September gab er zu verstehen, dass Belgrad das Referendum nicht begrüße, sich aber nicht einmischen werde.
 
Auch Moskau beeilt sich nicht, das Vorgehen Dodiks eindeutig zu unterstützen. Nach dem Treffen zwischen Dodik und Präsident Wladimir Putin im September beschränkte sich der Kreml nur auf eine kurze Mitteilung, in der mit keinem Wort über das Referendum und Unterstützung gesprochen wurde. Im gegenteiligen Falle wäre das ein weiterer Anlass für einen Streit mit dem Westen. Darüber hinaus hätte Moskau damit eine stärker proserbische Position als Serbien selbst eingenommen.
 
Quelle: Sputniknews

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