Sputnik: Die Belgrader Formel bleibt bestehen!

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Bei der Präsidentschaftswahl in Serbien am 2. April hatte Moskau von Anfang an offen Ministerpräsident Aleksandar Vucic unterstützt. Moskaus Favorit gewann gleich in der ersten Wahlrunde. Das bedeutet jedoch nicht, dass Belgrads Politik unter dem neuen Staatschef prorussisch sein wird.
 
Kreml-Chef Wladimir Putin hatte Vucic wenige Tage vor der Abstimmung empfangen und ihm vor laufenden Kameras den Wahlerfolg gewünscht. Vucic bedankte sich seinerseits nach der Bekanntgabe der Wahlergebnisse „besonders“ bei Putin für dessen Unterstützung.
 
Dabei musste er gar nicht die Unwahrheit sagen: Angesichts der prorussischen Stimmungen unter vielen Serben war Moskaus Beistand wirklich hilfreich für ihn, so dass er die Stichwahl vermeiden konnte, wo die Anhänger der Oppositionskräfte ihre Kräfte vereinigen und den Sieg ihres gemeinsamen Kandidaten hätten ermöglichen können. Für seine Hilfe rechnet Moskau aber offenbar mit Gegengesten des neuen serbischen Staatschefs.
 
Allerdings hatte der Kreml ähnliche Pläne auch nach dem Sieg der Serbischen progressiven Partei mit Vucic an der Spitze bei der vorjährigen Parlamentswahl. Als der Moskau besuchte, brachte Putin die Hoffnung zum Ausdruck, dass es in der serbischen Regierung Personen gibt, „die viel Wert auf die Beziehungen zwischen Russland und Serbien legen“. Allerdings kann man nicht sagen, dass es im serbischen Kabinett sehr viele Minister geben würde, die prorussisch eingestellt sind.
 
Für Aleksandar Vucic war es äußerst wichtig, gleich in der ersten Runde zu siegen. Dafür war er bereit, bei dem jüngsten Treffen im Kreml viele Dinge zu versprechen – zum Glück gab es dabei keine anderen serbischen Vertreter. Aber alle Wünsche Moskaus wird Belgrad selbst beim besten Willen nicht berücksichtigen können. Dafür müsste Vucic seine außenpolitische Formel aufgeben, zu der er seit vielen Jahren steht: „Sowohl der Westen als auch Russland.“
 
Für sein wichtigstes Ziel hält er den EU-Beitritt Serbiens, aber dann müsste Belgrad seine Außenpolitik mit Brüssel absprechen, darunter auch die Russland-Sanktionen, was sich Moskau wohl nicht gefallen lassen würde. Unter Vucic erreichte Serbien auch das höchste Kooperationsniveau mit der Allianz unter allen Nicht-Nato-Ländern, worüber der Kreml ebenfalls sehr enttäuscht ist.
 
Belgrad verweigert die Verleihung des diplomatischen Status an die Mitarbeiter des russischen Humanitären Zentrums in Nis, und zwar wegen der negativen Einstellung des Westens, der Angst vor einem russischen Stützpunkt in diesem Ort hat. Auch zur Ukraine steht Vucic auf einer anderen Position als Putin. Und schließlich betrachtet Belgrad die Situation auf dem Balkan anders als Moskau: sowohl den möglichen Nato-Beitritt Montenegros als auch die radikalen Gesten der Republika Srpska. Da hätte Moskau es gern, dass Belgrad seinen Kurs unterstützt.
 
Die Kontroversen mit Moskau wird Vucic also nicht überwinden können, aber auch nicht wollen. Denn dann würde er die Beziehungen seines Landes mit dem Westen gefährden, und zwar nicht nur die Perspektiven der EU-Mitgliedschaft, sondern auch die europäischen Finanzhilfen, die immerhin größer als die russischen sind. Das würde seinerseits bedeuten, dass künftige Wahlsiege für Vucic unrealistisch wären.
 
Deshalb wird der serbische Staatschef offenbar auch weiterhin an seiner Lieblingsformel festklammern und versuchen, jeden Schritt gegen Russland durch eine ähnliche Geste in Richtung Westen „auszugleichen“. Und das wird solange dauern, wie der Westen es duldet.
 
Quelle: Sputniknews

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