Ein neues Modell zur Integration der Balkanregion in die Europäische Union kristallisiert sich heraus, das keinem öffentlichen strategischen Dokument folgt, sondern das Ergebnis praktischer Beziehungen zu den Ländern der Region ist, schreibt die Schweizer Zeitung NZZ in einem Artikel, der auch die Wünsche von Aleksandar Vučić hinsichtlich der EU-Integration Serbiens erwähnt.
Wichtige EU-Mitgliedstaaten sehen den Westbalkan offenbar nicht mehr als einen Bereich, aus dem eines Tages gleichwertige Mitgliedstaaten der Union hervorgehen könnten, sondern als eine Art strategischen Vorposten. Dort gibt es kleine Fürsten, mit denen „Geschäfte“ gemacht werden können, die in der EU nicht möglich wären, so die Zeitung.
Der Artikel nennt drei Beispiele: Deutschland möchte, dass das Unternehmen „Rio Tinto“ Lithium für seine Automobilindustrie in der landwirtschaftlichen Region Westserbiens abbaut, Dänemark wird ein Gefängnis im Kosovo verwalten, in das es seine ausländischen Verurteilten senden wird, und Italien schickt Migranten, die es im Meer aufgreift, nach Albanien, wo in Lagern das Asylverfahren durchgeführt wird.
Jedes Jahr rekrutieren die EU-Länder Zehntausende qualifizierter Arbeitskräfte aus der Balkanregion, die in ihren Heimatländern ausgebildet wurden und auf dem lokalen Arbeitsmarkt der EU fehlen, wird hinzugefügt.
Der serbische Präsident Aleksandar Vučić sei nicht an der EU-Integration interessiert, wird behauptet. Er wolle keinen funktionalen Rechtsstaat oder demokratische Machtwechsel. Was Vučić interessiert, ist die Anbindung Serbiens an die europäischen Märkte.
Der Gewinn daraus dient ihm als Unterstützung für die Akzeptanz seiner Regierungsführung. Die demokratische Teilnahme der Bürger an der Macht hat er längst aufgegeben, schreibt Andreas Ernst im Artikel der NZZ (Neue Zürcher Zeitung), einer schweizerischen Tageszeitung auf Deutsch mit Sitz in Zürich, die im 18. Jahrhundert gegründet wurde und für ihre objektive Berichterstattung über internationale Beziehungen bekannt ist.
(NSPM)