Belege für Siniša Malis 40 (!) Wohnungen

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Wer träumt nicht von einem Eigenheim? Sicherlich jeder. Denn es geht nichts über die eigenen vier Wände, entweder in einer Eigentumswohnung oder in einem Haus.

Wie durch die sogenannten Pandora Papers jetzt ersichtlich wurde, hat sich Serbiens Finanzminister diesen Traum wohl offensichtlich erfüllt. Und zwar sage und schreibe vierzig Mal. Die Wohnungen befinden sich übrigens allesamt an der bulgarischen Küste.

Aus den Dokumenten geht klar hervor, dass Mali als Direktor von zwei Offshore-Firmen 23 dieser Wohnungen kaufte. Eine weitere erwarb er hingegen direkt als Privatperson.

Anschließend wurde diese Stück für Stück wieder verkauft. Der Kauf fand übrigens in den Jahren 2012 und 2013 statt. Da war Mali noch als Wirtschafts- und Finanzberater des damaligen stellvertretenden Premierministers Serbiens tätig. Dies war niemand Geringeres als der jetzige Präsident Aleksandar Vučić.

Wie das Investigativnetzwerk KRIK berichtet, kaufte Mali die Wohnungen damals für einen Betrag von gut fünf Millionen Euro. Zwei von ihnen stieß er dann bereits in den Jahren 2013 und 2014 zu einem Gesamtpreis von 120.000 Euro wieder ab.

Anschließend trat er auch seine Beteiligung an den Offshore-Firmen ab.

Eine Anwältin übernahm seine Geschäfte

Im August 2014, wenige Monate nachdem er Bürgermeister von Belgrad wurde, übergab er die Firmen an eine lokale Anwältin mit Namen Ana Panajotova. Panajotova verkaufte dann weitere Wohnungen aus Malis Portfolio.

Wieviel Mali letztendlich verdiente, ist bisher unklar. Sowohl Panajotova als auch die an den Käufen beteiligte Gesellschaft Trident Trust betonen, dass alles legal und mit rechten Dingen zugegangen sei.

Eine nähere Stellungnahme war auch weder von Trident Trust oder Panajotova zu bekommen, wie die KRIK-Journalisten bekanntgaben. Die Anwältin sagte lediglich: „Ich weigere mich einen Kommentar abzugeben. Es hat bereits zu viele Skandale gegeben.“

Mali wiederum verweigert ebenfalls eine nähere Stellungnahme. Er bestritt bisher lediglich jeden Vorwurf.

Mögliche Geldflüsse bei „Beograd na vodi“ und „JAT“-Privatisierung

Woher das Geld stammte, mit dem er die Wohnungen finanzierte, ist ebenfalls noch unklar. Allerdings fielen die Käufe in eine Zeit zweier großer wirtschaftlicher Ereignisse Serbiens.

Zum einen ging es um die Privatisierung der nationalen Fluggesellschaft „JAT“ und zum anderen um Belgrads großes Bauprojekt „Beograd na vodi“. Mali führte damals die Verhandlungen bei beiden, u, die Finanzierungen durch die Vereinigten Arabischen Emirate zu erreichen. Der Verdacht liegt also nahe, dass das Geld daher rührte.

Bei den „Pandora Papers“ handelt es sich um Unterlagen zu sogenannten Offshore-Firmen auf den Jungfern-Inseln. Hinter dem englischen Begriff verbirgt sich allerdings nichts anderes als das Modell der Briefkastenfirmen. Diese Unternehmen existieren also quasi nur auf dem Papier bzw. haben nichts anders als eine Postadresse.

Briefkastenfirmen eignen sich zudem hervorragend zur Geldwäsche und zur Steuerhinterziehung, wie sich durch die Pandora Papers und die älteren „Panama Papers“ bestätigt hat.

Weltweit ungeheures Ausmaß an Geldwäsche und Korruption

Die Pandora Papers sprengen allerdings jeden bisherigen Rahmen. Denn in den Unterlagen tauchen die Namen von nicht weniger als 35 aktuellen und ehemaligen Staats- und Regierungschefs, von 300 Beamten, wie Richtern, Ministern, Bürgermeistern und Generälen sowie von über 100 Milliardären und Prominenten auf. Insgesamt geht es um Personen aus über 90 Ländern weltweit.

Die Unterlagen enthalten Emails, Dokumente und ganze Korrespondenzen. Dadurch konnte ein ganz neues Schlaglicht auf die geheimen und oft illegalen Finanzgeschäfte vieler der mächtigsten Personen der Welt geworfen werden.

Einen der größten Skandale fand im Zuge dessen etwa die britische BBC heraus. Dabei ging es um Immobiliengeschäfte in Großbritannien bei denen nicht die verdächtigten Personen mit Hilfe von über 95.000 Offshore-Firmen einen schwunghaften Handel mit Grundstücken und Wohnungen, etwa in London, betrieben.

KRIK gehört weiterhin zum für die Pandora Papers zuständigen Netzwerk „Independent Consortium of Investigative Journalists (ICIJ). An diesem beteiligen sich über 600 Journalisten, darunter, neben der BBC, jene von so namhaften Zeitungen wie dem Guardian, Le Monde oder der Washington Post. So viele Leute braucht es auch. Denn es geht um nicht weniger als 11,9 Millionen Dokumente.

Quelle: Radio Free Europe/Radio Slobodna Evropa

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