EU-Beitritt: Kroatien verlangt stärkere Fortschritte von Serbien

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Bei den Beitrittsverhandlungen Serbiens zur Europäischen Union stellte die Rolle Kroatiens von jeher ein Problem dar. In Zagreb schien man es oft und lange genug als selbstverständlich anzusehen, dem ehemaligen Kriegsgegner Serbien Steine in den Weg zu legen.

Diese, man möchte schon fast sagen, „Tradition“ hat sich auch bis heute gehalten und wieder einmal bestätigt.

Im Rahmen einer heute stattfindenden Tagung einer EU-Tagung in Luxemburg soll über den Beitrittsstatus von Serbien wie auch von Montenegro gesprochen werden. Kroatien nutzte bereits die Gelgenehit, um im Vorfeld seine Meinung kundzutun. Und dies nicht zu knapp.

Kroatiens Außenminister Gordan Grlić-Radman forderte, dass Serbien erst umfangreiche Fortschritte bei seinen Reformen vorweisen solle. Zudem verlange man von Belgrad ein Bekenntnis seines guten Willens für weitere Reformen.

„Es sind klare Antworten von Serbien erforderlich. Vor allem geht es dabei um substanzielle und nachhaltige Fortschritte in grundlegenden Bereichen“, so Grlić-Radman.

Welche Bereiche dies betrifft, dürfte eigentlich jedem klar sein, der Kroatiens Einstellung gegenüber Serbien kennt. Grlić-Radman bot gleich eine ganze Liste:

„In diesem Sinne betrachten wir die Rechtsstaatlichkeit, die Vermisstenfrage, die Rechte der Kriegsopfer, die Verfolgung von Kriegsverbrechen, die Zusammenarbeit mit dem Internationalen Strafgerichtshoff, die Anerkennung des Völkermordes von Srebrenica sowie die Stärkung von gutnachbarlichen Beziehungen zu EU- und Nicht-EU-Staaten.“

Man müsste schon politisch sehr naiv sein oder wahlweise die Balkanregion kaum kennen, um nicht hinter Grlić-Radmans Liste auch seine Motive zu erkennen.

Kroatien will die Kriege der 1990er Jahre im Jahr 2021 instrumentalisieren und verlangt nichts anderes als ein Schuldeingeständnis und eine Unterwerfung Serbiens. Es handelt sich also um eine Art Revanchismus auf dem diplomatischen Parkett.

Dass Kroatien die eigene Verantwortung für die jugoslawischen Zerfallskriege dabei außen vor lässt, versteht sich gleichwohl von selbst. Aber etwas anderes würde man auch kaum aus Zagreb erwarten.

Bulgarien verlangt von Skopje die Selbstverleugnung

Fast schon mit einem müden Lächeln nimmt man da zur Kenntnis, was gerade Nordmazedonien und, zwangsweise, Albanien für ihre EU-Anwartschaft durchmachen müssen.

Denn im Falle Skopjes ist Bulgarien jenes Land, welches permanent Ärger macht. Die Bulgaren fordern im Grunde nichts anderes als die ewiggroße Identitätsfrage hinaus und verlangen von den Nordmazedoniern ein Bekenntnis zum bulgarischen Mittelalter sowie zur Anerkennung des Bulgarischen als Mutteer der mazedonischen Sprache.

Natürlich hat Skopje dem eine Absage erteilt. Alles andere käme einer Identitätsverleugnung gleich. Daher blockiert Bulgarien jetzt den weiteren Annäherungsprozess.

Im Zuge dessen ist auch Albanien betroffen. Die Albaner an der Adria-Küste haben zwar normalerweise nichts mit den bulgarisch-nordmazedonischen Animositäten zutun, sind aber dennoch mittendrin. Denn Albanien und Nordmazedonien sind über einen gemeinsamen Integrationsprozess miteinander verbunden.

Mit anderen Worten, darf Nordmazedonien nicht in die EU, muss Albanien ebenfalls erst einmal draußen bleiben und umgekehrt. Da wird man wohl in Tirana genauso wenig begeistert sein, wie in Skopje. Aber nicht umsonst heißt es: „Mitgegangen, mitgefangen, mitgehangen.“

Ob es derweil im Sinne des so oft beschworenen europäischen Geistes vertretbar ist, dass Länder wie Kroatien und Bulgarien aus eigenen und egoistischen Motiven heraus, die Aufnahme neuer Staaten verhindern oder auch nur verlangsamen können, das darf sicher bezweifelt werden.

Wie ist Eure Meinung dazu? Schreibt sie uns in die Kommentare.

Quelle: politika.rs

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