Frankfurter Rundschau: Kroatien fälscht Geschichte im Film!

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Etwa einen Monat nachdem der Dokumentarfilm über Jasenovac des Autoren Jakov Sedlar trotz Aufstand eines Teils der kroatischen Öffentlichkeit den Preis der Stadt Zagreb bekommen hat, schrieb die Frankfurter Rundschau eine heftige Kritik, in welcher es heißt, dass das Projekt die Geschichte fälscht.
„Die ‚Wahrheit‘, die Sedlar zu präsentieren vorgibt, ist nicht etwa eine Ergänzung des derzeitigen Forschungsstandes, eine Vertiefung oder die Beleuchtung eines vernachlässigten Aspekts. Sedlars „Wahrheit“ besteht in der kompletten Umschreibung der Geschichte des KZ Jasenovac“, heißt es im Bericht.
 
„Die Hauptaussagen des Films lassen sich knapp zusammenfassen. Jasenovac war demnach kein Vernichtungs-, sondern ein Sammel- und Arbeitslager. Die Zahl der Opfer sei durch die kommunistische Propaganda weit übertrieben worden. Die meisten Opfer seien nicht etwa Roma, Serben oder Juden gewesen, sondern Kroaten. Und zum Todeslager sei Jasenovac erst nach 1945 geworden – nach der Machtübernahme durch die Kommunistische Partei unter Josip Broz Tito. Die Kommunisten, so behauptet Sedlar, hätten unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg viel mehr Menschen in Jasenovac ermordet als die Ustascha in den vier Jahren ihrer Herrschaft“, heißt es.
 
„Im Kroatien der 90er wurde das Ustascha-Regime zum ersten – gescheiterten – Versuch kroatischer Eigenstaatlichkeit umgedeutet. Der Massenmord an den Serben wenn nicht geleugnet, so doch gnadenlos verharmlost. Gleichzeitig wurde der Mythos von den Ustascha als „unwilligen“ Antisemiten etabliert, die erst von den Deutschen dazu getrieben wurden, auch gegen die jüdische Bevölkerung des Landes vorzugehen. Auch das ist eine längst widerlegte These, der jedoch in Sedlars Film ausgiebig Platz geboten wird. Zugleich wird insinuiert, dass die Serben die viel schlimmeren Antisemiten gewesen seien“, schreibt das Blatt.
 
„Noch bevor der Film in Kroatien Premiere feierte, wurde er in kroatischen Gemeinden und Kulturzentren in Deutschland aufgeführt. In Berlin war Medienberichten zufolge Mijo Maric an der Organisation der Vorführung beteiligt, ehemaliger Vorsitzender des „Weltkongresses der Kroaten in Deutschland“, der auch im Integrationsbeirat der Bundesregierung saß und sich mit Bundeskanzlerin Angela Merkel für die Presse ablichten ließ. Bei der Berliner Premiere zugegen war denselben Berichten zufolge auch Nikola Eterovic – apostolischer Nuntius des Vatikan in Deutschland anwesend. In Frankfurt übernahm mit Tomislav Cunovic ein Aktivist der rechts-klerikalen Vereinigung „U ime obitelji“ die Organisation der Vorführung. In München wiederum ist unklar, wer die Vorführung des Films in der kroatischen Gemeinde organisierte. Die Vorsitzende des Kulturvereins „Kroatisches Haus“, Neda Caktaš ließ sich im Abschluss mit Jakov Sedlar in freundschaftlicher Pose fotografieren und versichert ihn bis heute bei Facebook regelmäßig ihrer Unterstützung. Fragen der FR zu ihrer Rolle bei der Aufführung des Films sowie zu dessen Bewertung ließ Caktaš unbeantwortet – wie Mijo Maric, der apostolische Nuntius Eterovic und Tomislav Cunovic auch”, heißt es.
 
Quelle: RTS/Frankfurter Rundschau

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