„Der Staat Niederlande ist teilweise verantwortlich für den Tod von etwa 300 Moslems, die aus dem Stützpunkt in Potocari vertrieben wurden, in welchem sich niederländische Soldaten der UN befanden, nachdem die bosnischen Serben dieses Gebiet eingenommen hatten“ – so lautet das Urteil des Berufungsgerichts in den Niederlanden.
„Das Gericht schlussfolgert daher, dass der Staat Niederlande gesetzeswidrig gehandelt hat“, erklärte die Richterin Gepke Dulek.
Die niederländischen Soldaten hatten den Milizen sogar beim Abtransport von Zehntausenden Flüchtlingen aus Srebrenica geholfen, erkannte das Gericht in Den Haag. Es stellte jedoch fest, dass die meisten Männer auch ohne diese Unterstützung deportiert worden wären. Das galt allerdings nicht für etwa 350 Jungen und Männer, die sich direkt auf dem Gelände des UN-Hauptquartiers befanden.
Die Angehörigen von rund 6.000 Opfern, die sogenannten Mütter von Srebrenica, hatten die Zivilklage gegen die Niederlande angestrebt und Berufung gegen das erste Urteil eingelegt. Nach ihrer Ansicht waren die niederländischen Blauhelmsoldaten mitverantwortlich für den Tod Tausender Männer und Jungen. Das Gericht wies diese Verantwortung jedoch ab.
206 ehemalige Blauhelmsoldaten, die an dem Einsatz in Bosnien beteiligt waren, fordern von der niederländischen Regierung eine eigene Entschädigung. Sie verlangen jeweils 22.000 Euro für die schlecht vorbereitete Entsendung nach Srebrenica. Die betroffenen Ex-Blauhelme erlitten noch immer Nachteile in allen Lebensbereichen, sagte ihr Anwalt Michael Ruperti.
Quelle: RTS