Geschichte am Freitag: Das blutige Ende einer skandalösen Ehe

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Es war noch in den frühen Morgenstunden als am 11. Juni 1903 als die Verschwörer den Palast betraten, doch vom König und der Königin fehlte jede Spur. Schließlich fand man sie in einem ausgebauten Kleiderschrank in ihrem Schlafgemach.

Kurze Zeit später sollten beide tot und ein Dynastiewechsel in Serbien stattfinden.

Die Rede ist vom letzten serbischen König, Aleksandar I. aus dem Haus der Obrenović, und seiner skandalumwitterten Gattin, Draga. Doch wie konnte es soweit kommen?

Aleksandar, 1876 geboren, war noch keine 17 Jahre alt, als er den Thron übernahm. Vorangegangen waren bereits in den Jahren zuvor langanhaltende und schwere Konflikte zwischen seinem Vater, König Milan, und dem serbischen Parlament.

Hintergrund war vor allem, welche Bündnisse das Land in Europa eingehen sollte. Dabei standen sich vor allem die proösterreichische Fraktion um den König und die prorussische Fraktion, stark vor allem im Parlament und unterstützt durch Königin Natalija, gegenüber.

Auch der langanhaltende Kampf zwischen den beiden Familien der Obrenović und der Karađođević bot nach wie vor genügend Konfliktstoff. Die innenpolitische Situation war für Milan bald nicht mehr haltbar, so dass er sich gezwungen sah, Serbien 1889 zu verlassen und ins Exil zu gehen.

Jung kam er an die Macht

Der Thronfolger, sein Sohn Aleksandar, war mit seinen zwölf Jahren noch viel zu jung, um den Thron zu besteigen. Die nächsten Jahre stand er daher unter der Vormundschaft eines von der Regierung eingesetzten Regentschaftsrates. Wenige Jahre später gelang es ihm, den Rat zu stürzen und den Thron zu besteigen.

Der junge Mann holte seinen Vater heim aus dem Exil. Unerfahren in politischen Dingen stützte er sich sehr auf Milan. Wer von beiden tatsächlich die Macht im Staate ausübte, wurde daher viel in der Öffentlichkeit diskutiert.

Im Volk erfreute sich der junge König anfangs noch recht großer Beliebtheit. Diese kam jedoch zu einem jähen Ende als er 1894 die recht liberale Verfassung des Landes aufheben und wieder die weitaus konservativere von 1869 wieder einsetzen ließ. Dabei ging es ihm vor allem um eine Sicherung der Macht des Königshauses.

Wenige Jahre später sollte der König wieder den gegenteiligen Schritt machen, nur war es da bereits zu spät. Denn der Richtungsstreit um Serbiens Zukunft ging derweil weiter.

Die Ehe besiegelte seinen Untergang

Zudem kam noch hinzu, dass Aleksandar privat eine, vorsichtig formuliert, folgenschwere Entscheidung traf. Der bis dato ledige König entschied sich, entgegen aller damaligen guten Sitten, zu einer Heirat, die es selbst heute noch in die Skandalblätter schaffen würde.

Seine Frau, mit bürgerlichem Namen Draginja „Draga“ Mašin, war eine bürgerliche Hofdame der früheren Königin Natalija gewesen. Dies wäre damals vielleicht noch durchgegangen. Fragwürdiger war hingegen, dass sie bereits verwitwet und überdies noch ganze zwölf Jahre älter als Aleksandar war.

Gerüchte über Dragas ausschweifenden Lebensstil in Paris und Wien machten zudem die Runde, selbst Prostitution oder gar der Mord an ihrem ersten Mann wurden ihr unterstellt.

Abseits aller Spekulationen ist es jedoch Fakt, dass Draga eine für damalige Verhältnisse recht moderne Frau war. Früh hatte sie selbst angefangen zu arbeiten. Auch schrieb sie Artikel und Kurzgeschichten für ausländische Zeitschriften, bevor sie Dame am Königshof wurde.

So stand die Hochzeit im Jahr 1900 bereits zu Beginn unter keinem guten Stern. Der junge König stand als Hanswurst da, der von einer älteren Frau verführt worden sei. Das Volk lehnte Draga aus tiefstem Herzen ab.

Hinzu kam, dass sich Dragas Einfluss auch zusehends in der Politik bemerkbar machte. Damit stand sie nicht nur in Konkurrenz zur Königinmutter Natalija, sondern auch im Mittelpunkt jenes Richtungsstreits über das Verhältnis Serbiens zu Russland und Österreich.

Als die Ehe kinderlos blieb, kamen Überlegungen auf, einen von Dragas Brüdern zum potentiellen Thronfolger zu ernennen. Dies war zu viel. Das Offizierskorps, unterstützt von ranghohen Politikern beschloss einen Staatsstreich.

Damit war Schicksal der beiden besiegelt. Auf die Dynastie der Obrenović sollte nach fast fünfzigjähriger Abwesenheit mit Petar I. wieder die Familie Karađorđević die Regentschaft übernehmen.

Wie denkt Ihr über Aleksandar Obrenović? War er zu schwach für den Thron oder Opfer seiner Zeit und der politischen Umstände? Schreibt es uns in die Kommentare.

Quelle: sh.wikipedia.org

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