Geschichte am Freitag: Der jüngste Soldat des Ersten Weltkrieges

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Der kleine Momčilo Gavrić war erst acht Jahre alt, als er in die serbische Armee aufgenommen wurde. Damit ist er bis heute der jüngste Soldat aller Zeiten, der in einer regulären Streitmacht seinen Dienst tat.

So überraschend dieser Umstand ist, so überzeugend sind jedoch auch die Hintergründe und Umstände. Momčilo kam am 1. Mai 1906 in Dorf Trbušnica in der Nähe von Loznica zur Welt. Seine Familie war nach heutigen Maßstäben sehr kinderreich. Damals war dies jedoch nichts allzu Ungewöhnliches. So hatte Momčilo insgesamt zehn Geschwister.

Eine glückliche Kindheit mit so vielen Spielkameraden war dem Kleinen jedoch nicht vergönnt. Denn der Ausbruch des Ersten Weltkrieges sollte auf ewig sein weiteres Schicksal bestimmen.

Schon im August 1914 stürmten Einheiten der 42. Infanteriedivision der kroatischen Landwehr sein Dorf. Die Landwehr war damals ein Verband der österreichisch-ungarischen Armee und gerade die diese Einheit war unter dem Spitznamen Teufelsdivision bekannt.

Die Soldaten ermordeten fast seine gesamte Familie. Sie töteten seine Eltern, seine geliebte Großmutter sowie drei seiner Schwestern und vier Brüder. Das Haus der Familie wurde angezündet.

Momčilo aber hatte Glück gehabt. Denn nur kurz zuvor hatte sein Vater ihn zu seinem Onkel geschickt. Der Junge wusste nicht, wo er hin sollte. Seine Familie ermordet, sein Zuhause zerstört, was hätte er tun können?

Also beschloss er sich der serbischen Armee anzuschließen. Bei Gučevo fand er die 6. Artilleriedivision der serbischen Streitkräfte. Der Kommandeur, Major Stevan Tucović, Bruder des berühmten Dimitrije Tucović, hatte Mitleid mit dem Jungen. Er nahm ihn in seine Einheit auf und verpflichtete den Soldaten Miloš Mišović sich um dessen Erziehung zu kümmern.

Ein kleiner Junge zieht in den Krieg

Momčilo konnte nun endlich Rache für den Tod seiner Familie nehmen. Noch am selben Abend verriet der seinen neuen Kameraden, wo die Mörder ihr Lager aufgeschlagen hatten. Er half sogar beim Artilleriebeschuss.

Seine eigentliche Feuertaufe sollte er jedoch nur ein paar Wochen später erhalten. Bei der Schlacht von Cer half er mit, die österreichischen Truppen zurückzuwerfen. Danach hatte er sich nicht nur seine Militäruniform, sondern den Rang eines Korporals verdient.

Tucović wollte jedoch nicht, dass der Junge nur das einfache Soldatenleben kennenlernte. Deshalb kümmerte er sich auch um seine schulische Ausbildung. Nach der Schlacht musste Momčilo im Schnellverfahren vier Jahre Unterricht durchlaufen. Seine Einheit zog indes weiter nach Thessaloniki.

Aber bereits zwei Jahre später war Momčilo wieder mit seinen Kameraden vereint. In der Schlacht von Kajmakčalan kämpfte er an ihrer Seite. Der anwesende Marschall Živojin Mišić konnte es kaum glauben, als er an der Front einen knapp Zehnjährigen in der Uniform eines Soldaten sah.

Momčilos Förderer klärte seinen Vorgesetzten über seinen tapferen kleinen Soldaten auf, berichtete von den Verwundungen, die dieser bereits erlitten hatte und ließ auch das tragische Schicksal seiner Familie nicht aus. Der Marschall war gerührt und angetan. Er ließ den Jungen zu sich rufen und beförderte ihn zum Unteroffizier.

Sein Freund und Vorgesetzter Tucović blieb Momčilo auch noch nach dem Krieg treu. Er sorgte dafür, dass er mithilfe des britischen Programms für serbische Kriegswaisen nach England kam und dort in der Stadt Kent seine schulische Ausbildung abschloss. 1921 ging er zurück in seine serbische Heimat.

Rückkehr in die Heimat

In seinem Heimatdorf Trbušnica erwarteten ihn bereits seine drei überlebenden Brüder. Im Alter von 21 Jahren, Momčilo war inzwischen zu einem stattlichen jungen Mann herangewachsen, versuchte er seine militärische Karriere fortzusetzen. Wie sein Sohn später erzählte, kam es bei seiner Musterung zu einem äußerst hässlichen Vorfall.

Als Momčilo erklärte, dass er bereits im Großen Krieg in der Armee gedient und sogar die Erinnerungsmedaille für den Rückzug aus Albanien besäße, bezichtigte ihn ein anwesender Kroate der Lüge. Er versuchte Momčilo zu einem Geständnis zu zwingen. Dieser blieb jedoch standhaft. Dafür sollte er die nächsten zwei Monate im Gefängnis verbringen.

In späteren Jahren machte er in Belgrad eine Ausbildung zum Werbegrafiker und heiratete. Anschließend arbeitete er zusammen mit seiner Frau in einer Papiermühle. Als die Deutschen Jugoslawien im Zweiten Weltkrieg besetzten, wurde Momčilo zweimal eingesperrt, kam jedoch jedes Mal wieder frei.

Nach dem Krieg fiel er in die Hände der OZNA, des neuen kommunistischen Inlandsgeheimdienstes. Der Grund war, dass er die damals propagierte Freundschaft zwischen Jugoslawien und Albanien öffentlich verurteilt hatte.

Momčilo Gavrić starb 1993 in Belgrad. Seiner gedacht wird heute vor allem auf Korfu und in seiner Heimatstadt. In Loznica wurde 2014 auch eine Straße nach ihm benannt.

Wie denkt Ihr darüber, dass der Junge in dem Alter bei einer kämpfenden Einheit war? Schreibt uns Eure Meinungen und Gedanken in die Kommentare.

Quelle: sr.wikipedia.org

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