Gipfeltreffen der Blockfreien Staaten zu Ende

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Gestern Abend endete die zweitägige Jubiläumskonferenz der Blockfreien Bewegung in Belgrad.

Serbiens Präsident Aleksandar Vučić gab mehrfach auf der Veranstaltung bekannt, dass diese „nicht für irgendeine Art von Propaganda genutzt wird, sondern nur zur Förderung unseres Landes sowie für dauerhafte Werte wie Frieden, territoriale Integrität und Souveränität“.

Da hatte es denn jedoch einen leicht merkwürdigen Beigeschmack, dass gestern zeitgleich auf dem Veranstaltungsgelände, der Belgrader Messe, eine Waffenmesse stattfand. Auf dieser zeigten serbische Hersteller, was sie Neues im Sortiment hatten. Sicherlich schaute auch der ein oder andere Delegierte der Blockfreien-Konferenz dort vorbei.

Nichtsdestotrotz sollte man aber festhalten, dass eine derartige große und internationale Veranstaltung Serbien nicht nur viel Prestige, sondern auch handfeste Vorteile bringen kann.

Ein Erfolg für das internationale Ansehen Serbiens

Dies bestätigt auch der ehemalige serbische Außenminister Vladislav Jovanović, der die Blockfreien als wichtiges Gremium sieht, um für Serbiens existenzielle Probleme Druck in anderen internationalen Organisationen zu schaffen:

„Serbien positioniert sich seit langem auf mehreren Seiten, sowohl bei den blockfreien Ländern, den westlichen Staaten sowie bei Russland und China. Eine wachsende Zahl an befreundeten Staaten wird jedweder illegalen Aggression gegen uns entgegentreten. Während des Gipfels hatten wir Zeit, sie noch einmal davon zu überzeugen, wie gefährlich der Präzedenzfall um Kosovo und Metochien auch für ihre multinationalen Staaten ist.

Auch konnten wir über Corona, die Klimakrise und die gestiegenen Weltmarktpreise sprechen. Die Blockfreien haben insgesamt die Mittel, um international Druck auszuüben und die Wiederherstellung der UN-Mechanismen zu erreichen. Wir waren die einzigen, welche ihnen zuvor beim Aufbau ihrer Infrastruktur und einer modernen Wirtschaft geholfen haben. Eine große Anzahl von ihnen, wie etwa Singapur ist jetzt weit vor uns. Auch China hat einen großen Teil des Kuchens übernommen. Aber es ist noch genügend Platz für uns“, so der ehemalige Außenminister.

Serbiens Wirtschaft hat gute Chancen in den Mitgliedsländern

Seiner Auffassung nach gibt es für Serbien auch neue Möglichkeiten und Chancen, etwa in den Bereichen der Landwirtschaft und der Saatgutindustrie. Denn die meisten Mitglieder der Blockfreien besitzen unzureichend fruchtbare oder sandige Böden. Ernteerträge lassen sich dann nur mit modernsten Mitteln steigern. Weitere Felder, bei denen Serbien eine wesentliche Rolle einnehmen könnte, sind etwa Bereiche wie IT oder Medizin. Und natürlich auch Waffentechnologie.

„Nigeria zum Beispiel hat sich zum IT-Zentrum Afrikas entwickelt. Die Militärs sind es gewohnt, viel bei uns einzukaufen. Ohne den Druck oder die Übervorteilung, welche andere Länder dabei betreiben. Ein weiteres wichtiges Feld ist zudem die Kulturdiplomatie. Denn alle diese Länder haben ein großes Interesse daran, ihre Studenten zu uns zu schicken. Denn im Westen ist ein Studium teuer und in Schwellen- und Dritt-Welt-Ländern nur von Reichen zu bezahlen.

Als ich vor 25 Jahren in Äthiopien war, traf ich mich mit zwei Ministern, die als Stipendiaten bei uns gewesen waren. Sie sprachen beide Serbisch und waren sehr dankbar für die Ausbildung, welche sie bei uns genossen hatten“, so Jovanović.

Ägypten, Indien, Ghana und viele andere arbeiten mit uns zusammen

Tatsächlich konnte die serbische Regierung viele Vereinbarungen treffen oder diese anstoßen. So zeigte vor allem der Irak großes Interesse an der Produkt- und Dienstleistungspalette serbischer Firmen. Bau, Gesundheit, Bildung, IT, Landwirtschaft, Handel und Kultur waren aber auch für viele andere Blockfreie attraktive Felder, um mit Serbien ins Geschäft zu kommen.

Premierministerin Ana Brnabić gab bekannt, dass sie sich weiterhin mit dem indischen Außenminister Menakshi Leki, auf eine Intensivierung der Zusammenarbeit beider Länder verständigen konnte. Ghana wiederum zeige sich äußerst interessiert an landwirtschaftlichen Produkten aus Serbien.

Auch aus Lateinamerika und anderen Erdteilen gab es gute Nachrichten, wie Bojan Stanić von der Industrie- und Handelskammer Serbiens sagte.

„Die Märkte Lateinamerikas, Asiens und Afrikas sind nicht mehr so wie vor sechzig Jahren. Die USA und Russland konkurrieren nun um den Zugang zu den dortigen Ländern. Für die Wirtschaft Serbiens ergeben sich viele Chancen. Denn sie ist weiter entwickelt, als jene in den meisten der dortigen Länder. Selbst bei reichen Ländern aus dem Nahen Osten und Südostasien können wir unsere Produkte vermarkten oder diese gar als Investoren gewinnen“, so Stanić.

Er verwies beispielhaft auch auf Ägypten, welches gerade dabei ist, eine neue Hauptstadt zu bauen. Dieses neue Verwaltungszentrum werde von vielen weiteren Projekten begleitet, an welchen sich Serbien beteiligen kann. Auch ist Ägypten bereits ein wichtiges Importland für die serbische Lebensmittelproduktion, vor allem für Mais und Weizen.

Diplomatische Erfolge für unsere Kosovo-Politik

In Bezug auf Serbiens abtrünnige Provinz Kosovo ist der gegenwärtige Zustand bei den Blockfreien dieser, dass von den 120 Mitgliedstaaten 70 die sogenannte Republik Kosovo anerkennen. Allerdings mit fallender Tendenz. Aus Diplomatenkreisen am Rande der Veranstaltung hieß es, dass mindestens zehn Staaten inzwischen bereit sind, ihre Anerkennung wieder zurückzuziehen.

Allein schon dafür hätte sich eine solch große Konferenz bereits gelohnt.

Am Ende der Jubiläumskonferenz bedankte sich der aserbaidschanische Außenminister Jeyhun Bayramov bei der serbischen Staatsführung für die Gastfreundschaft. Aserbaidschan hat gegenwärtig den Vorsitz in der Blockfreien-Bewegung inne. Dabei forderte er im Namen der Mitgliedsstaaten eine Aufhebung der Exportschranken für westliche Coronaimpfstoffe und das Recht der Palästinenser auf einen eigenen Staat mit Ost-Jerusalem als Hauptstadt.

Zudem wies er nochmals auf die Bedeutung der Belgrader Erklärung der Blockfreien von 1961 und die ihr zugrundeliegenden Prinzipien wie den Kampf um Gleichheit und Solidarität hin.

Wiedersehen zwischen Titos Enkel und Nassers Sohn

Am Rande der Jubiläumskonferenz gab es natürlich auch noch viele große und kleine Begegnungen der besonderen Art. So trafen sich etwa der Enkel und der Sohn von zweien der beiden Gründerväter der Blockfreien, Josip Broz und Abdelhakim Gamal Abdel Nasser bei einem gemeinsamen Abendessen im serbischen Parlament.

„Wir erinnerten uns an die gemeinsamen Sommer auf Brioni, als wir noch Kinder waren. Zuletzt haben wir uns 1989 gesehen. Nassers Sohn ist dieser ganzen Zeit und der Freundschaft zwischen unseren beiden Ländern treu geblieben. Ich hoffe, dass Ägyptens ehemaliger Präsident Gamal Abdel Nasser im Herbst auch eine Straße in Belgrad bekommt, die seinen Namen trägt“, erzählte der Enkel des früheren Marschalls und Staatschefs Jugoslawiens.

Hat sich die Gipfelkonferenz für Serbien gelohnt? Glaubt Ihr, dass Serbien die Möglichkeit hat, in den weniger entwickelten Ländern wirtschaftlich und politisch Fuß zu fassen? Schreibt uns Eure Meinungen in die Kommentare.

Quelle: novosti.rs

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