Heute gedenkt die serbisch-orthodoxe Kirche dem heiligen Simeon Stolpnik, auch bekannt als Symeon der Stylit oder als Symeon Stylites der Ältere.
Styliten waren sogenannte Säulenheilige, die ihre Leben, ganz dem Glauben widmeten und ihre Tage in Einsamkeit auf einer Säule verbrachten.
Auf diese Weise konnten sie nicht nur in einer ganz besonderen Form der Einsiedelei leben, sondern hofften auch darauf, Gott dem Allmächtigen näher zu sein. Es gab sie vor allem in der Spätantike.
Simeon war aber ein ganz besonderer dieser auf den ersten Blick recht merkwürdigen Eremiten.
Von ihm wissen wir zudem nur aus einigen wenigen christlichen Überlieferungen. Er selbst hinterließ keine Text, denn wahrscheinlich war er, wie so viele damals, Analphabet.
Geboren wurde Simeon im Jahr 389 n. Chr. in der Stadt Sisan geboren. Sisan ist wahrscheinlich der antike Name der türkischen Stadt Samandağ an der Grenze zu Syrien.
Wahrscheinlich lebte er in den folgenden Jahren als Schafhirte. Als der Heilige Geist eines Tages in einer Kirche über ihn kam, beschloss er Mönch in einem Kloster zu werden.
Daraufhin verbrachte er die nächsten zehn Jahre im Kloster Maris in der Nähe von Aleppo.
Bereits in dieser Zeit galt er als strenger Asket. Oft stand oder kniete er tagelang in tiefe Meditation und Andacht versunken. Lange aß er, der Überlieferung nach, sogar nur einmal in der Woche. Angeblich soll er sich sogar für zwei Jahre einen aus Palmblättern geflochtenen Strick so fest um den Körper binden, dass Blut floss.
Weiterhin bat er die anderen Mönche im Kloster ihn für zwei Jahre lang von der Brust abwärts in der Erde eingraben zu lassen. Dies ergab sich aus seiner asketischen Praxis, dem Verharren an einem Ort. Ein anderes Mal ließ er sich eine schwere Kette an den Fuß legen. Die Kette wiederum war an einem schweren Stein befestigt. Einmal ließ er sich sogar auf dem Grund eines ausgetrockneten Brunnens nieder, um dort besser seiner Einsiedelei entsprechen zu können. Immer mehr ging er zudem dazu über, stehend zu fasten. Des Nachts, wenn die anderen Mönche schliefen, betete er unentwegt, und verbeugte sich dabei, wie es noch heute Tradition um Judentum ist.
Dies alles tat er im festen Glauben, durch derlei Praktiken seinen Körper und Geist transformieren zu können, stets auf der ewigen Suche nach Gott.
Solche Dinge waren auch in den damaligen Zeiten mehr als ungewöhnlich. Es gab zwar Eremiten und andere Formen der Askese, aber niemand war so konsequent wie Simeon. Bald schon galt er als heiliger Mann.
Schließlich beschloss er in der Nähe seines Klosters auf eine Säule zu steigen und dort zu bleiben. Wahrscheinlich wurde sie ihm gestiftet. Über die Höhe seiner Säule gibt es unterschiedlich Angaben, wahrscheinlich war sie zwischen zwei und fünf Metern hoch. Bald schon erhöhte man sie jedoch für ihn, bis sie angeblich eine endgültige Höhe von 18 Metern erreichte.
Dort oben ruhte, meditierte, fastete und betete Simeon unentwegt auf einer Plattform von nicht einmal zwei Quadratmetern. Er sollte auch niemals wieder von ihr heruntersteigen. Ihre Überreste können sogar noch bis heute in Qal’at Sim’an, den Ruinen des nach seinem Tod errichteten Klosters besichtigt werden.
Die Menschen bewunderten seine Taten und seine Standfestigkeit. Zudem sprachen sie ihm zunehmend wundertätige Fähigkeiten zu. So soll er von der Säule herab zahlreiche Kranke geheilt haben, welche zu ihm gekommen waren. Auch predigte, segnete und lehrte er von seiner Säule aus. Sein Ruf ging bald durch das gesamte byzantinische Kaiserreich.
Sogar der oströmische Kaiser Theodosius II. besuchte ihn einmal, stieg zu ihm auf die Säule und ließ sich von Simeon in politischen Fragen beraten. Simeon nutzte seinen Einfluss hingegen, um für die Armen und Unterdrückten im Reich einzutreten. Etwa forderte er eine Beschränkung des Zinses auf sechs Prozent.
Selbst im fernen Rom begann man ihn zu verehren. Römische Handwerker errichteten ihm dort bereits zu seinen Lebzeiten Bildnisse.
Der „zwischen Himmel und Erde lebende Märtyrer“, wie Simeon inzwischen genannt wurde, starb schließlich auf seiner Säule im Jahr 459. Er hatte den Großteil seines Lebens auf ihr verbracht.
Seinen Leichnam brachten seine Anhänger zuerst nach Antiochia. Und nach dreißigtägiger Totenfeier, teilte man seine Reliquien auf. Ein Teil ging nach Konstantinopel, ein anderer verblieb vor Ort und wurde in dem ihm zu Ehren errichteten Kloster verwahrt.
Zahlreiche seiner Anhänger folgten später seinem Beispiel und wurden ebenfalls Säulenheilige. Die asketische Praxis selbst überdauerte sogar die nächsten Jahrhunderte. Erst im 10. Jahrhundert nahm die Askese auf einer Säule immer weniger Anhänger.
Symeon der Wundertäter, ebenfalls ein Säulenheiliger, sah sich in der Tradition des Simeon Stolpnik. Er war mit diesem aber nicht verwandt, wird aber aufgrund der Namensgleichheit oft als „der Jüngere“. Meistens findet man sie sogar zusammendargestellt auf ikonografischen Abbildern, insbesondere in byzantinischen Kirchen.
Im serbischen Volksglauben hat sich die Tradition erhalten, dass man heute mit der Herbstaussaat beginnen sollte. Vielerorts gibt es den Brauch, die Pflanzensamen vorher in die Kirche zu bringen und sie dort segnen zu lassen. Auf dass es im nächsten Jahr eine reiche Ernte geben soll.
Heute beginnt zudem für die serbisch-orthodoxe Kirche ein neues Kirchenjahr. Der orthodoxen Tradition folgend sollte das Kirchenjahr zu Ehren des Kaisers Konstantin im September zu Ehren gehen. Da Konstantin aus Niš stammte, ist es klar, dass dies umso bedeutender für unsere Kirche ist.
Wie begeht Ihr den heutigen Tag? Könnt Ihr Euch vorstellen, was dieser Heilige freiwillig auf sich nahm? Schreibt es uns in die Kommentare.
Quelle: kurir.rs