
Heute, am 1. Mai, kommen gleich zwei Feierlichkeiten zusammen. In Serbien ist es der Ostersamstag, aber darüber hinaus auch, wie überall auf der Welt ein überaus weltliches Datum.
Denn heute ist der Internationale Tag der Arbeit. Zwar ist dieser gerade in Ost- und Südosteuropa nicht mehr so ein großer Feiertag, wie er es einst zu Zeiten der realsozialistischen Staaten war. Aber dennoch gilt er vielen Menschen in Ost- und West bis heute als wichtiger Gedenk- und Demonstrationstag. Insbesondere für die Gewerkschaften und ihre Mitglieder ist er weit mehr als nur ein freier Tag, um bei schönem Wetter zu grillen und Freunde und Bekannte zu treffen.
Wobei natürlich auch nichts dagegen spricht, am 1. Mai die Seele baumeln zu lassen.
Der 1. Mai geht übrigens auf ein Ereignis in den USA im Jahre im 19. Jahrhundert zurück. Genauer gesagt auf die Stadt Chicago im Jahre 1886.
Damals im April demonstrierten Arbeiter für die Einführung des Acht-Stunden-Tags. Auch forderten sie Lohnerhöhungen. Denn damals verdiente ein Fabrikarbeiter kaum mehr als drei US-Dollar pro Tag. Streiks drohten und die Fabrikbesitzer reagierten mit Massenaussperrungen.
Am 1. Mai gab es abermals eine Massendemonstration gegen die Fabrikbesitzer. In den Tagen darauf überschlugen sich die Ereignisse. Weitere Demonstrationen folgten Es kam zu Auseinandersetzungen mit der Polizei. Tausende versammelten sich in diesen Tagen am Chicagoer Haymarket, um für ihre Rechte zu kämpfen.
Die US-Justitz verurteilt Unschuldige
Am 4. Mai, bei einer weiteren Demonstration, kam es schließlich zur Katastrophe. Eine Bombe explodierte. Sie tötete insgesamt sieben Polizisten, verletzte aber auch viele Demonstranten teils schwer. Alles in allem sollten zwölf Menschen durch die Bombe sterben.
Die Behörden ließen daraufhin die Situation vollends eskalieren. Die Polizei fuhr in die Menge und schoss auf die Demonstrierenden. Eine unbekannte Zahl an Unschuldigen starb im Kugelhagel der Polizisten. Manche gehen davon aus, dass es mehr als 21 Tote gab, die auf das Konto der Beamten gingen.
In der Folge wurden acht Personen festgenommen. Sie selbst standen als Anarchisten in dem Ruf, Gewalt für ihre politischen Ziele einsetzen zu wollen. Tatsächlich handelte es sich bei ihnen zudem um die Organisatoren des Streiks und der Demonstrationen. Allesamt waren promintente Anführer der Arbeiterbewegung in den USA. Auch der Herausgeber der deutschsprachigen „Arbeiter-Zeitung“ für die deutsche Minderheit in den Staaten, August Spies, war unter ihnen.
Der folgende Prozess rief international großes Aufsehen hervor. Denn der Justiz mangelte es an Beweisen. Es gab nicht einmal Zeugenaussagen, welche zur Identifizierung des Bombenlegers hätten beitragen können. Dennoch kannte das Gericht keine Gnade.
Vier von ihnen, darunter auch Spies, wurden zum Tode verurteilt und hingerichtet. Einer erhängte sich in seiner Zelle. Die übrigen drei kamen erst nach langen Jahren aus dem Gefängnis frei.
Bereits 1889 auf dem Gründungskongress der Zweiten Internationale wurde in Erinnerung an die Ereignisse, der 1. Mai zum „Internationalen Kampftag der Arbeiterbewegung“ erklärt.
In den Staaten des Ostblocks, in der VR China, im frühen Jugoslawien und auch in allen anderen realsozialistischen Staaten galt er über Jahrzehnte als einer der bedeutendsten Feiertage überhaupt. Aber auch in den westlichen Ländern ist er bis heute ein wichtiger Tag, um für soziale Rechte, Gleichheit und Solidarität auf die Straße zu gehen.
Wir wünschen allen Leserinnen und Lesern einen guten Ausklang dieses Feiertages.
Quelle: politika.rs