Krisenstab über härtere Corona-Maßnahmen gespalten wie nie

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Oft hieß es bereits, dass sich der politische und der medizinische Teil des Corona-Krisenstabs nicht unbedingt freundlich gesonnen sind. Während die einen strikt nach medizinischem Lehrbuch vorgehen wollen, haben die anderen auch die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemiebekämpfung im Blick.

Aber selten waren die Gegensätze im Kampf gegen Corona so groß.

Denn auf der gestrigen Sitzung des Krisenstabs sprach sich Serbiens Premierministerin Ana Brnabić gegen eine Verschärfung der bestehenden Corona-Maßnahmen aus. Die jetzigen müssten ausreichen.

Stattdessen appellierte sie lieber nochmals an das Einsehen der Bürgerinnen und Bürger. Alle, die sich noch nicht haben impfen lassen, sollten dies bitte so schnell wie möglich tun, um Schlimmeres im Lande zu verhindern, so Brnabić.

Mediziner fordern neuen Teil-Lockdown

Scharfe Kritik kommt hingegen von den Medizinern des Krisenstabs, insbesondere von Prof. Dr. Branislav Tiodorović und Dr. Predrag Kon.

Tiodorović hatte bereits vor der Sitzung verlautbart, dass er sich für striktere Maßnahmen aussprechen würde. Er schlug etwa vor, die Öffnungszeiten bis 17 Uhr zu begrenzen. Auch sollten öffentliche Versammlungen von mehr als fünf Personen fürs Erste wieder verboten werden. Nach mindestens zehn Tagen wären dann die Infektionszahlen wieder auf ein beherrschbares Maß zurückgegangen.

Auch Predrag Kon pflichtete diesen Vorschlägen zu. Nachdem die Regierung all dies abgelehnt hatte, sagte er gegenüber der Presse:

„Wir haben vorgeschlagen, dass wir zusätzlich zur Einführung von Covid-Pässen die Auffassung vertreten, dass diese allein nicht ausreichen. Es ist unserer Meinung nach daher notwendig, restriktivere Maßnahmen zu ergreifen. So etwa eine Reduzierung der Öffnungszeiten auf 17 Uhr und ein Verbot von öffentlichen Versammlungen von mehr als fünf Personen. Dies sollte für zehn Tage geschehen. Wir haben zudem betont, dass die Impfung die allerwichtigste Maßnahme ist und eine Quote von mindestens 80 Prozent erreicht werden muss. Zusätzlich muss eine verpflichtende Impfung des Gesundheitspersonals und im öffentlichen Dienst erfolgen“, so der Epidemiologe.

Gegenargumente könne er hingegen weder nachvollziehen, noch gelten lassen.

Gerade junge Menschen nach wie vor kaum geimpft

Seine Aufgabe sei es nicht über die Einstellungen und Vorbehalte in der Bevölkerung zu sprechen. Er könne sich nur zur epidemiologischen Lage im Land äußern. Und diese sei katastrophal.

„Wir haben darum gebeten, unsere Positionen öffentlich zu machen. Das hat die Premierministerin getan. Der einzige Punkt, bei welchem wir uns einig sind, ist die Impfung. Jetzt können wir zumindest sagen, dass diejenigen, die sich nicht für eine Impfung entscheiden, sich für eine Infizierung entschieden haben. Wir bestanden auch auf der Einführung von Covid-Pässen. Ich verstehe nicht, warum das immer noch nicht erfolgt ist. Zuerst dachte ich, es gäbe verfassungsrechtliche Probleme. Nach allem, was ich jetzt gehört habe, kann ich mir das nicht mehr erklären“, so Kon.

In Serbien seien immer noch gerade einmal 54 Prozent der Bevölkerung geimpft. Dies sei viel zu wenig. Gerade unter jungen Menschen für welche die Impfstoffe zugelassen seien, liegt die gegenwärtige Impfquote gerade einmal bei 22 Prozent. Kon bereiten jedoch vor allem die Älteren Sorge. Denn ihr Immunsystem ist schwächer. Auch wirken die Impfstoffe bei ihnen schlechter als bei jüngeren Patienten.

Dies erklärt auch die Anzahl an Patienten in den Krankenhäusern, die dort trotz Impfungen stationär behandelt werden müssten. Bei ihnen handele es sich fast ausschließlich um Ältere oder Menschen mit Vorerkrankungen.

Dass junge Leute, gerade an den Fakultäten, gewissermaßen an der Hand abgeholt werden müssten, um sich impfen zu lassen, könne er weiterhin nicht nachvollziehen. Auch eine generelle Impfpflicht wolle er nicht vollkommen ausschließen.

Ungeimpfte gehen ein enormes Risiko ein

„Als Epidemiologe habe ich das Recht, den Leuten zu sagen, was der medizinische Teil des Krisenstabs empfiehlt. Die Lage ist äußerst ernst. Das Virus zirkuliert sehr stark. Zu einer Hochzeit zu gehen bedeutet, sich anzustecken. Wer zu einer Kundgebung geht, bei welcher die Maskenpflicht nicht kontrolliert wird, geht ein enormes Risiko ein“, so Kon.

Am allerwichtigsten seien aber nach wie vor die Impfungen. Mit eindringlichen Worten appellierte er nochmals an die serbische Bevölkerung: „Wer sich nicht für die Impfung entscheidet, entscheidet sich für das Virus.“

Nach den Daten des Gesundheitsministeriums infizierten sich allein in den letzten 24 Stunden 7.190 Menschen mit dem Coronavirus. Zurzeit sind 6.519 Menschen zur Behandlung der Krankheit in serbischen Krankenhäusern. 269 müssten künstlich beatmet werden. Zudem starben nach offiziellen Angaben in den letzten 24 Stunden 51 Menschen in Serbien an der gefährlichen Lungenkrankheit. Über die Dunkelziffern kann gleichfalls nur spekuliert werden.

Glaubt Ihr, dass die Regierung doch noch verschärfte Maßnahmen beschließen wird? Wie haltet Ihr es zurzeit mit Maskenpflicht, Impfungen und Abstandsregeln? Schreibt es uns in die Kommentare.

Quelle: novosti.rs

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