Neue Serie über Milošević sorgt für Kontroversen

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Gestern Abend feierte eine TV-Serie Premiere, die ein bis heute schwieriges und kontrovers diskutiertes Thema in Serbien betrifft. Es geht um nichts anderes als die Verhaftung und Auslieferung von Slobodan Milošević nach Den Haag, welche vor genau zwanzig Jahren stattfand.

Anders als man es aber erwarten würde, geht es weniger um die Politik. Vielmehr stehen die menschlichen Aspekte dieser bewegenden Zeit im Mittelpunkt. Die Serie fokussiert sich auf die letzten 48 Stunden vor der Verhaftung des früheren Präsidenten. Insbesondere wirft sie ein Licht auf die innerfamiliären Entwicklungen in der Villa in Dedinje, dem damaligen Wohnsitz der Familie Milošević.

Draußen stoßen Sicherheitskräfte, herbeigerufen von der neuen Regierung um Zoran Đinđić, und treue Anhänger von Milošević aufeinander. Journalisten lauern, um jede Regung aus dem Inneren des Gebäudes aufzuschnappen. Drinnen, im privaten Kreis der Familie, herrscht Untergangsstimmung. Die gesamte Situation ist dem einstmals mächtigsten Mann Jugoslawiens entglitten. Man merkt, es geht um mehr als eine Verhaftung.

Es geht um das Ende eines Mannes, um das Ende eines Staates und letztendlich auch um das Ende einer gesamten Ära.

Marija Milošević will Produktionsfirma verklagen

Die Tochter des realen Slobodan Milošević (in der Serie gespielt von Boris Isaković) und Mira Marković (gespielt von Mirjana Karanović), Marija Milošević, zeigte sich bereits vor der offiziellen Ausstrahlung empört. Ihrer Auffassung nach ging es den Machern der TV-Produktion lediglich um Effekthascherei. Man wolle die Namen ihrer verstorbenen Eltern nachträglich in den Dreck ziehen.

Über ihre Anwälte ließ Frau Milošević zudem verkünden, dass sie Klage gegen die Produktionsfirma „Firefly“ einreichen werde.

Regisseur Bojan Vuletić besteht jedoch darauf, sämtliche Kriterien guter Recherche und Vorbereitung eingehalten zu haben. Man musste natürlich gerade bei privaten Szenen auf künstlerische Freiheit und Interpretation zurückgreifen. Auch gibt es aus Gründen der Dramaturgie einige fiktive Charaktere. Er habe sich aber soweit wie möglich an historische Fakten, Augenzeugenberichte und Aufzeichnungen gehalten.

„Die Serie geht über die Politik hinaus. Sie beschäftigt sich mit dem menschlichen Schicksal einer vierköpfigen Familie, die sich nie vorstellen konnte, dass all das einmal passieren könnte und die unvorhersehbar, instinktiv und zutiefst menschlich auf die Ereignisse reagiert. Dies ist die Geschichte vom Beginn des Endes einer Familie, eines Landes und einer Epoche. Die letzten gemeinsamen Momente, die diese Familie in Freiheit erleben wird und die Belagerung ihres Hauses sind Metaphern und eine Tragödie. Nicht nur für sie selbst, sondern auch für das gesamte Land und die Menschen, die in ihm leben“, fasst Vuletić sein Werk zusammen.

Eine serbische Version von „Der Untergang“?

Wie man auch zu diesem sehr sensiblen Thema stehen mag, sicher ist jedoch eines. Diese fast an ein Kammerstück erinnernde Fernsehproduktion birgt serh viel Diskussionsstoff in sich. Dies ist sicher zu befürworten, gleich ob man Sympathie oder Antipathie für Milošević hegt.

Vom Produktionsaufwand und der zumindest in der ersten Episode entwickelten Spannung und der beklemmenden Atmosphäre her braucht sich die Serie jedenfalls nicht zu verstecken. Teilweise erinnern die Szenen mit ihrer Bildsprache gar an solch große Werke wie den deutschen Kinofilm „Der Untergang“ oder an die US-amerikanische Miniserie „Tschernobyl“.

Aber allein schon dies dürfte neuen Diskussionsstoff in sich bergen.

„Porodica“, auf Deutsch „Die Familie“, wird in dieser Woche von Montag bis Freitag jeweils um 20.45 Uhr auf den Fernsehsendern RTS und Superstar TV ausgestrahlt.

Wie findet Ihr die Serie? Sollte sich der serbische Fernseh- und Kinofilm vermehrt solch sensiblen Themen der jüngeren Geschichte widmen? Schreib es uns in die Kommentare.

Quelle: novosti.rs

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