Russland: Putin sagt den Bau der South Stream-Pipline offiziell ab!

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Wie der russische Staatschef sagte, wolle Russland statt des nicht zustande gekommenen Projekts seine Energieressourcen in andere Regionen der Welt lenken. Wenn Europa die South Stream-Pipeline nicht brauche, werde Moskau nicht darauf bestehen. Unter derartigen Bedingungen beabsichtige Russland nicht, die Arbeit am Projekt fortzusetzen, erklärte Wladimir Putin auf der Pressekonferenz in Ankara.

„Was South Stream  betrifft – so war die Position der Europäischen Kommission nicht konstruktiv. Im Grunde genommen hat sie bei der Realisierung dieses Projekts nicht geholfen, wir sehen, dass Hindernisse für seine Realisierung geschaffen werden. Wenn Europa es nicht realisieren will – heißt das, dass es nicht realisiert wird. Wir lenken die Ströme unserer Energieressourcen in andere Regionen der Welt um, – darunter mit Hilfe eines beschleunigten Voranbringens der Projekte für Flüssigerdgas. Wir werden es an andere Märkte voranbringen.“

Neben anderem teilte der Staatschef die Erhöhung des Liefervolumens an die Türkei zu einer Ermäßigung von sechs Prozent mit. Er schloss außerdem den Bau eines Gas-Hub nicht aus, über den der „blaue Brennstoff“ in die Länder Südeuropas gelangen kann. Wohin konkret die Ströme russischer Energieressourcen umgelenkt werden sollen, wurde buchstäblich wenige Minuten nach der von Präsident Putin abgegebenen Erklärung deutlich. Der Vorstandsvorsitzende von Gazprom, Alexej Miller, verkündete Pläne, eine Pipeline derselben Kapazität in die Türkei zu verlegen – mit Perspektiven bis an die Grenzen der EU. Es wurde bereits ein Memorandum zwischen Gazprom und dem türkischen Unternehmen Botas über den Bau einer unterseeischen Gaspipeline durch das Schwarze Meer in Richtung der Türkei mit einer Kapazität in Höhe von 63 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr unterzeichnet. Davon sind 14 Milliarden Kubikmeter Gas für die Türkei bestimmt, das restliche Volumen soll bis an die türkisch-griechische Grenze geliefert werden.

Auf den ersten Blick ist das eine überraschende Entscheidung, denn Russland verliert die in das Projekt investierten Mittel. Der größere Teil der Ausgaben wird sich allerdings dank der neuen Lieferrichtung rentieren, meint der Chef der analytischen Abteilung des Investment-Unternehmens „Zerich Capital Management, Nikolai Podlewskich, und fährt fort:

„Europa wollte, dass wir South Stream zu seinen Bedingungen bauen. Aber jetzt wurde eine politische Entscheidung getroffen, in deren Ergebnis das Gas nicht durch Bulgarien, sondern durch die Türkei gehen wird. Das hat Vorteile und Nachteile. Das Hauptland, das durch die Veränderung der Route verliert, wird natürlich Bulgarien sein. Dem Land entgehen allein Transiteinnahmen in Höhe von 400 Millionen Euro pro Jahr, was für ein solch armes Land wichtig wäre. Auch Gazprom wird Verluste hinnehmen müssen. Aber jene Verluste, die der Konzern beim Bau des südlichen Korridors erlitten hat, werden sich rentieren, denn dieselbe Route wird für Gaslieferungen in die Türkei genutzt.“

Wichtig ist, dass Wladimir Putin seine Erklärung in der Türkei abgegeben hat. Faktisch hat er ihr angeboten, das neue Transitland für das russische Gas nach Europa zu werden. Das sei damit zu erklären, dass die Beziehungen zwischen Moskau und Ankara in den letzten Jahren als „wirtschaftliche mit politischem Hintergrund“ bezeichnet werden können, bemerkt die Expertin des Instituts für strategische Studien, Anna Glasowa. Ferner sagte sie Folgendes:

„Im Fall Russlands und der Türkei kann man die politischen Beziehungen durchaus begründet mit den Handels- und Wirtschaftsbeziehungen verknüpfen. Gerade die Zusammenarbeit in Handel und Wirtschaft wurde das Hauptfundament für das Vorankommen des politischen Dialogs zwischen den Ländern in den letzten Jahrzehnten. Im Grunde genommen erlangen jene Projekte, die Russland und die Türkei realisieren – vor allem energiewirtschaftliche, angefangen bei der Pipeline ‚Blauer Strom‘, die 2013 in Betrieb genommen wurde, bereits nicht so sehr ökonomischen als vielmehr einen geopolitischen Charakter.“

Die Experten sind sich einig, dass der Verzicht auf die South Stream-Pipeline für Russland keinerlei ökonomische Risiken haben werde. Denn dieses Projekt war in großem Maße berufen, die Risiken für die europäischen Kunden zu minimisieren, die schon mehrmals Schwierigkeiten wegen der Störungen des Haupttransitstroms über das Territorium der Ukraine hinnehmen mussten. Die Reaktion aus den europäischen Ländern, aus jenen, die tatsächlich am Pipelineprojekt interessiert waren, fiel aus wie erwartet. Der Ministerpräsident Serbiens, Alexandar Vučić, bezeichnete Russlands Entscheidung, auf South Stream zu verzichten, als eine „Schlechte Nachricht“ für Serbien. Der Präsident der Republik Srspka, Milorad Dodik, sprach von einer „dramatischen“ Nachricht und erklärte, Europa lasse die bosnischen Serben in einer Situation, wo sie westlichen Vermittlern für den Gastransit zahlen müssen.

Ein interessanter Kommentar erklang aus den US-amerikanischen Geschäftskreisen. Dort merkte man an, der Kreml habe mit seinem Verzicht auf South Stream die Frage einer Politisierung der russischen Gaslieferungen nach Südeuropa aufgehoben. Mit seinem Schritt habe Russland einen Punkt gesetzt in allen Versuchen, zum Thema „Moskaus Druck auf andere Länder“ zu spekulieren.

Quelle: Stimme Russlands

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