Sarajevo verweigert Benennung serbischer Kriegsopfer

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Serbische Opfer des Bosnienkrieges werden bis heute praktisch kaum von muslimisch-kroatischer Seite wahrgenommen.

Das sollte sich jetzt langsam ändern. Denn der Stadtrat von Sarajevo hatte die Errichtung eines Mahnmal für die Opfer des Massakers von Kazani am Berg Trebević beschlossen.

Bei dem Massaker ermordeten Kämpfer der sogenannten Armee der Republik Bosnien und Herzegowina im Jahr 1993 eine bis heute nicht vollständig ermittelte Zahl an serbischen Zivilisten. Hauptverantwortlich für die grauenhafte Tat war niemand Geringeres als der berüchtigte Kriegsverbrecher Mušan „Caco“ Topalović, ein bereits vor dem Krieg bekannter Schmuggler und Verbrecher.

Als Kommandant der „10. Gebirgsbrigade“, wie sich seine Verbrechertruppe nannte, zwang er seine Opfer dazu Schützengräben auszuheben. Anschließend ließ er sie ermorden und ihre Leichen in die Kazani-Schlucht bei Sarajewo werfen.

Wie viele Menschen ihm zum Opfer fielen ist bis heute nicht bekannt. Man fand später 29 Tote, die Vermutungen reichen jedoch bis zu einigen hundert. Erschwert wurde die Aufklärung der Tat zudem dadurch, dass das bosnische Innenministerium nach Bekanntwerden der Verbrechen jegliche weitere Untersuchungen und Grabungen in der Schlucht untersagte.

Hauptsächlich ermordete er die ihm verhassten Serben, aber selbst andere Muslime waren vor ihm nicht sicher. Denn aus dem Morden machte er ein privates Geschäft. So sollen seine Männer von ihm die Wohnungen der Opfer erhalten haben. Während des Krieges galt er zudem als Chef des blühenden Schwarzhandels in der Stadt.

Eine halbherzige Erinnerung ist gar keine Erinnerung

Die Errichtung eines Mahnmals war somit, mehr als 28 Jahre nach dem Massaker, mehr als überflüssig. Bürgermeisterin Benjamina Karić verkündete sichtlich stolz: „Die Stadt Sarajevo wird die Aktivitäten für die Errichtung des Denkmals übernehmen, einschließlich der Finanzierung der Baukosten.“

Aber wie so oft, wenn es um die Aufarbeitung dunkler Kapitel in der bosnisch-kroatischen Föderation geht, soll es auch dieses Male nur eine halbherzige sein.

Denn der Stadtrat bewilligte zwar die Aufstellung eines Gedenksteins. Allerdings soll dieser keinerlei Verweise auf die serbischen Opfer erhalten. Weder ein orthodoxes Kreuz, noch einen Schriftzug, welcher die Ermordeten als Serben ausweist.

Stattdessen will man nur einen Spruch anbringen, der da lautet: „Wir gedenken für immer in Trauer und Achtung unserer getöteten Mitbürger“, zusammen mit den Vor- und Nachnamen sowie den Geburtsdaten und dem Jahr ihrer Ermordung. Das obige Foto zeigt einen konzeptionellen Entwurf des Denkmals.

Man muss klar stellen, dass es hier nicht um irgendein Denkmal für den unbekannten Soldaten geht. Es ist bekannt, wer die Opfer waren, wie sie lebten und unter welch scheußlichen Bedingungen sie ihr Leben ließen. Und auch die Täter sind bekannt. Von einer Aufarbeitung kann somit kaum die Rede sein.

Das Ganze erscheint im besten Fall eher wie ein halbherziges Zugeständnis an die in Bosnien und Herzegowina lebenden Serben. Im schlimmsten Fall sogar nur als ein Feigenblatt, um sich vor der Fratze der eigenen hässlichen Geschichte zu verstecken. Für die Hinterbliebenen der Opfer erscheint es jedoch eher wie eine nachträgliche Verhöhnung der Toten.

Serben hoffen auf eigenes Denkmal aus der Republika Srpska

Das sieht auch der Vorsitzende des Komitees zum Schutz der Rechte der in der FBiH lebenden Serben, Đorđe Radanović, so:

„Gott hat niemandem erlaubt, ein solches Denkmal zu errichten. Der Vorschlag des Bürgermeisters von Sarajevo ist inakzeptabel und beleidigend. Es ist inakzeptabel, dass der Text in lateinischer Sprache verfasst ist, ohne ein Kreuz oder irgendetwas dass darauf hindeutet, dass es sich bei den Opfern um Serben handelte oder gar wer sie getötet hat. Diese Menschen wurden nicht zufällig ermordet, sondern einzig und allein weil sie Serben waren.“

Radanović hofft daher auf eine bessere Lösung. Denn die Republika Srpska will mit Unterstützung Serbiens ebenfalls in Sarajevo ein Denkmal errichten. Dieses soll im Stadtteil Vraca an alle in Sarajevo ermordeten Serben erinnern.

„Dieses Denkmal steht für alle serbischen Zivilisten, die naiv genug waren und in ihren Häusern blieben, weil sie den Muslimen glaubten. Diese Leute wurden entführt. Sie mussten Gräben ausheben und wurden im Anschluss ermordet und ihre Leichen in Gruben geworfen. Dabei geht es nicht nur um Kazani. Auf dem Trebević würden über 200 Menschen getötet. Es ist seit mehr als 25 Jahren bekannt, wo sich ihre Knochen befinden“, berichtet Radanović, während seine Stimme bei der Erzählung vor Erschütterung zittert.

Wie denkt Ihr über die Pläne des Kazani-Mahnmals? Soll es von serbischer Seite abgelehnt werden oder ist es überhaupt erst einmal zu begrüßen, dass es aufgestellt werden soll? Schreibt uns Eure Meinungen in die Kommentare.

Quelle: novosti.rs

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