Schwere Anschuldigung gegen Branislav Lečić

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Die #metoo-Debatte scheint in Serbien in die nächste Runde zu gehen. Erst im Januar hatten die Aussagen der Schauspielerin Milena Radulović über ihren Missbrauch durch Miroslav Aleksić landesweit einen Skandal ausgelöst. In Folge dessen meldeten sich auch weitere Schülerinnen seiner Schauspielschule, welche von ähnlichen Vorkommnissen berichteten. Die Anschuldigungen wogen schwer. Es ging um Vergewaltigungen, Nötigungen und sexuellen Missbrauch. Aleksić fand sich alsbald auf der Anklagebank wieder und versucht seitdem, seine Freiheit und seine Reputation zu retten.

Jetzt geht es abermals um die Schauspielbranche, auch wenn die Umstände doch etwas anders gelagert anmuten.

Denn die bekannte ehemalige Schauspielerin Merima Isaković erhebt nun ähnliche Vorwürfe gegen Branislav Lečić. Sie sagt, der ebenfalls bekannte Darsteller habe versucht, sie zu Beginn ihrer Karriere zu vergewaltigen, als sie gerade einmal 18 Jahre alt war. Isaković sieht ihr Bekenntnis als Zeichen der Solidarität mit der Schauspielerin Danijela Štajnfeld. Diese hatte im Vorfeld schwere Anschuldigungen gegen Lečić erhoben.

Den genauen Tathergang, damals vor vierzig Jahren, habe Isaković bereits in ihrem neuen Buch niedergeschrieben, welches sich mit sexuellem Missbrauch beschäftigt. Die ehemalige Schauspielerin ist seit Jahren als Psychotherapeutin von Missbrauchsopfern tätig. Im Buch selbst fehlt jedoch der Name des Täters.

„Ich habe den Namen der Person im Buch nicht erwähnt, in der Hoffnung, dass der Täter inzwischen zu einem verantwortungsbewussten Mann herangereift ist, der nie wieder versuchen wird, jemanden zu vergewaltigen. Ich fühle mich moralisch dazu verpflichtet, meine Erfahrungen mit der Öffentlichkeit zu teilen, in der Hoffnung, dass meine Aussage anderen helfen wird, die sich immer noch stillschweigend Opfer von sexuellem Missbrauch sind“, so die Erklärung Isakovićs.

Sie selbst beschreibt die damaligen Ereignisse wie folgt:

„Es war in meinem zweiten Jahr. Er war ein Studienfreund und fünf Jahre älter als ich. Ich kannte ihn von der Regie, wo die meisten von uns an der Akademie waren. Der Mann, über den ich berichte, damals ein junger Typ, kam einmal zu mir und versuchte mich zu küssen. Ich wies ihn jedoch ab. Ich sagte ihm, dass wir nur Freunde seien. Er schwieg und seine Augen verdunkelten sich mit einer tiefen, seltsamen Leere. Dann lächelte er und entschuldigte sich.“

Später bat er sie, ihm ein Buch von sich auszuleihen. Eine Woche danach verletzte sich Merima beim Ballettunterricht schwer. Sie hatte in der Folge starke Schmerzen an der Wirbelsäule und erbrach sich. Das Buch benötigte sie dringend für eine Prüfung. Also rief sie ihn an.

„Er sagte: „Entschuldige Merima, ich kann leider nicht zu Dir kommen. Kannst Du zu uns kommen (er lebte damals noch bei seiner Mutter) und das Buch abholen? Ich sagte, dass dies kein Problem sei. Er öffnete lächelnd die Tür, zog mich mit den Worten in seine Wohnung, dass in der Küche noch etwas koche. Dann drückte er mich gegen eine Wand und sagte, es nütze nichts, sich ihm zu widersetzen. Ich könne ihm nicht entkommen, ihm nicht. Er wand sich um mich wie eine Schlange. Der Geruch von Fäulnis verschlug mir den Atem. Dann zischte er: „Du weißt wer ich bin. Es sollte Dir eine Ehre sein, dass ich Dich haben will.“

Nur mit Mühe schaffte es Merima sich von ihm loszureißen. Sie erinnerte sich an ihre starken Rückenschmerzen, von dem sie ihm vorher berichtet hatte und schrie, als ob ihre Wirbelsäule durch seine Gewalt verletzt worden wäre. Sie erbrach sich vor ihm, sogar Schweißperlen rannen ihr über die Stirn. Wie sie selbst sagt, habe sie wahrscheinlich in ihrem ganzen Leben noch nie so gut geschauspielert. Sie entschuldigte sich sogar bei ihm.

Tatsächlich ließ der Täter von ihr, rief ihr gar ein Taxi und gab ihr dafür das entsprechende Kleingeld. Der Schock und der Ekel saßen dennoch tief bei ihr. Zwei Jahre später habe sie ihn angerufen und einfach nur geweint.

Er hingegen sagte, dass er zutiefst bereue, was er damals getan habe. Sie habe seine Seele an diesem Tag gerettet, als sie sich ihm widersetzt habe. Merima schwor ihm jedoch, dass sie die Tat an die Öffentlichkeit bringen werde, sollte ihr jemals zu Ohren kommen, dass er erneut zum Täter geworden sei.

Tatsächlich ist dies allem Anschein nach geschehen. Allerdings liegt auch Štajnfelds Fall schon einige Jahre zurück. Die Schauspielerin sagt, Lečić habe sie im Jahr 2012 vergewaltigt. Lečić wurde bereits von den Behörden vorgeladen und musste sich einem Lügendetektortest unterziehen. Auch war er sieben Stunden lang im Falle Štajnfeld verhört worden.

Isakovićs Schauspielkarriere sollte leider alsbald aufgrund ihrer angeschlagenen Gesundheit zu einem Ende kommen. Heute lebt sie in Australien und arbeitet als Psychotherapeutin.

Wie denkt Ihr über die Anschuldigungen? Warum melden sich die Opfer erst nach Jahren? Schreibt uns Eure Meinungen in die Kommentare.

Quelle: mondo.rs

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