Wie der Generalstab der Serbischen Armee jetzt bekannt macht, gibt es inzwischen konkrete Pläne für die Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht.
Demnach können bereits ab Juni 2022 die ersten Rekruten eingezogen werden.
Den Plan muss das Verteidigungsministerium jedoch noch bis Oktober dieses Jahres der Regierung Serbiens sowie dem Präsidenten vorlegen. Anschließend benötigen die Ausarbeitungen noch die Zustimmung des Parlaments.
Vorgesehen ist, dass die Wehrpflicht insgesamt sechs Monate dauern soll, wobei drei für die eigentliche Ausbildung veranschlagt werden. Die erste Generation an neuen Rekruten wird dabei 3.000 Personen umfassen. Vorgesehen sind junge Männer im Alter zwischen 18 und 26 Jahren.
Auch die Möglichkeit eines Wehrersatzdienstes wird den jungen Leuten eingeräumt. Vorgesehen ist jedoch, dass dieser doppelt so lange dauern soll. Zudem sollen diejenigen, welche aus Gewissensgründen den Dienst an der Waffe verweigern, dennoch ihre Zeit in der Kaserne verbringen. Nach Plan müssen sie zudem Uniform tragen. Die militärische Disziplin soll auch für sie gelten.
Weiterhin soll, laut Plan, der Wehrdienst nicht vom Wohnort der jungen Rekruten abhängen, sondern allein nach den militärischen Bedürfnissen.
Umfangreiche Modernisierungen geplant
Mit der Wiederaufnahme der Wehrpflicht sollen auch weitere Modernisierungen bei der Armee Einzug halten. Konkret geht es dabei nicht zuletzt auch um die Renovierung der vorhandenen Kasernen und der militärischen Infrastruktur sowie um die Errichtung einiger neuer. In Loznica, Priboj und Pirot wird die Truppe zudem wieder die dortigen Einrichtungen beziehen.
Um die Attraktivität des Dienstes an der Waffe für die jungen Rekruten zu erhöhen, ist zudem vorgesehen, umfangreiche Fördermaßnahmen mit diesem zu verknüpfen. So sollen die Rekruten die Möglichkeit haben, ihre Fahrprüfungen bei der Armee zu machen, IT-Kurse zu besuchen oder Schulungen im Handwerk zu besuchen. Natürlich soll es auch einen Sold geben. Später, so die Planung, sollen die fertigen Reservisten zudem bei Stellenausschreibungen im öffentlichen Dienst privilegiert werden.
Nach Berechnungen des Verteidigungsministeriums sind für die Wiedereinführung der Wehrpflicht rund acht Milliarden Dinar jährlich veranschlagt. Mit dieser Summe sollen alle Kosten von der Ausbildung bis hin zu Unterkunft und Verpflegung abgedeckt werden.
Es bedarf einer gesellschaftlichen Debatte
Verteidigungsminister Nebojša Stefanović betonte die Notwendigkeit der Wehrpflicht, räumte jedoch ein, dass die Pläne erst umfangreich debattiert werden sollten:
„Die letztendliche Entscheidung wird erst nach einer umfangreichen Analyse aller Aspekte sowie einer breiten gesellschaftlichen Debatte getroffen werden. Es ist jedoch wichtig, bis zum Herbst etwas Konkretes vorliegen zu haben. Somit bleibt dann genügend Zeit für die Finanzierung, die notwendigen Arbeiten und andere Vorbereitungen für die Aufnahme der neuen Rekruten. Unser Ziel ist ein Militärdienst von vier bis sechs Monaten. Wir brauchen keine Rekruten mit einem Besen in der Hand, sondern junge Leute, welche über militärische Fähigkeiten verfügen.“
Der Chef des Generalstabs, General Milan Mojsilović, betonte zudem die Notwendigkeit für die Auffrischung der Streitkräfte.
„Ich persönlich glaube, und das ist auch die Position des Generalstabs der Streitkräfte, dass unter den gegebenen Bedingungen der militärischen Neutralität, die Verpflichtung, den Militärdienst mit der Waffe zu absolvieren, eine langfristige Lösung ist. Diese wird den Bedürfnissen der Streitkräfte sowohl im Frieden wie auch im Ernstfall gerecht“, so Mojsilović.
Die meisten Staaten Europas haben eine Berufsarmee
In Europa haben vierzehn der vierzig Länder noch eine reguläre Wehrpflicht. Namentlich sind dies Russland, Finnland, Schweden, Norwegen, Dänemark, Österreich, die Schweiz, Litauen, Estland, Belarus, die Ukraine, Griechenland, die Türkei sowie Zypern. Andere Länder wie Deutschland oder Frankreich haben diesen bereits vor Jahren abgeschafft.
Auch Serbien ist bereits 2011 vollständig zu einer Berufsarmee übergegangen. Einen ersten Vorschlag zu seiner Wiedereinführung gab es bei uns jedoch bereits 2018.
Am Ende bleibt es daher abzuwarten, inwiefern all diese Pläne tatsächlich umgesetzt werden können. Auch stellt sich durchaus die Frage, ob eine Wehrpflicht überhaupt noch zeitgemäß und sinnvoll ist. Denn nicht umsonst endete diese vor gut zehn Jahren.
Dabei geht es nicht nur darum, ob Rekruten nach einem dreimonatigen Drill den militärischen Anforderungen genügen. Es bleibt allgemein die Frage, ob die moderne Kriegsführung mit all ihrer Technik und den gegenwärtigen Rahmenbedingungen nicht doch in die Hände von spezialisierten Berufssoldaten gehört.
Wie ist Eure Meinung zu einer eventuellen Wiedereinführung? Haltet Ihr diese für sinnvoll?
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Quelle: novosti.rs