Traf Milošević folgenschwere Entscheidungen wegen seiner Frau?

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Wie einige Quellen jetzt behaupten, spielte Slobodan Milošević bereits vor dem NATO-Angriffskrieg mit einem ungeheuerlichen Gedanken. Nämlich jenem, dem westlichen Militärbündnis kampflos die Errichtung einer Basis im Kosovo zu erlauben.

Dies sagt zum Beispiel der ehemalige Botschafter Jugoslawiens im Vatikan, Dojčilo Maslovarić.

„In diplomatischen Kreisen hieß es damals, die NATO beabsichtige, mit oder auch ohne Slobodan Milošević einen Stützpunkt im Kosovo zu bauen. Als ich das hörte, bin ich persönlich nach Belgrad gereist und habe diese Informationen Präsident Milošević übermittelt.

Er dachte kurz darüber nach und sagte dann zu mir: „Besser dann mit mir als ohne mich““, so erinnert sich der alte Herr an sein Gespräch mit dem jugoslawischen Präsidenten.

Dieser habe die unterschwellig drohende Botschaft der Nachricht durchaus verstanden und war deshalb bereit darüber mit dem Westen zu diskutieren.

Totale Wende nach Gespräch mit seiner Frau

Doch über Nacht schien er dann seine Meinung um 180 Grad geändert zu haben. Warum? Das bleibt im Dunkel. Es gibt aber Vermutungen.

„Am nächsten Tag, als ich mich schon darauf vorbereitete, seine positive Nachricht zu übermitteln, sagte Milošević zu mir, dass ich sagen solle, dass ich ihn weder gesehen noch getroffen habe. Das war unmöglich, diplomatisch zu vertreten. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Offensichtlich war sein plötzlicher Sinneswandel über Nacht auf den Einfluss seiner Frau Mira Marković zurückzuführen“, berichtet Maslovarić.

Dass Marković eh schon eine dominante und skrupellose Figur in der serbischen Politik war, ist hinlänglich bekannt. Auch weiß man, dass sie keine Widerrede duldete und großen Einfluss auf ihren Mann hatte.

Nach Maslovarić gab es in ihrer Zeit als Vorsitzende der JUL lediglich drei Personen, welche sich ihr zumindest ein paar Mal widersetzten. Er erzählt: „Es waren Zoran Todorović, Aleksandar Vulin und ich. Vulin war damals jung. Aber er hatte eine Einstellung, die sie nicht mochte.

An mir zweifelte sie nicht, aber sie organisierte separate Gespräche mit Leuten aus der Spitze von JUL, um zu sehen, wer was über einen Beitritt Jugoslawiens zur NATO dachte. Als sie mich danach fragte, sagte ich ihr direkt: „Ich werde nicht darüber nachdenken. Es ist klar, wer darüber entscheidet, lass ihn dann auch entscheiden.“

Damit meinte er natürlich Milošević, welchen er nicht durch Markovićs informelle Absprachen hintergehen wollte.

Kosenamen zwischen beiden waren oft zu hören

Neben Maslovarić gibt es aber auch viele weitere Stimmen, welche von Markovićs erschreckendem Einfluss im Staatsapparat und vor allem auf ihren Mann berichten. So etwa Nebojša Čović, bis 1997 Bürgermeister von Belgrad und Mitglied der Sozialisten.

„Ich glaube, Mira Markovićs Einfluss resultierte aus einer pathologischen Liebe ihres Mannes für sie. Am Tag nach den verlorenen Wahlen 1996, an einem Montag, versammelte er die gesamte Führung der SPS und sagte: „Wir haben die Wahlen verloren. Wir haben uns zerstritten. Ich möchte, dass ihr die Regierungsmacht an die Herren abgibt.“ Am Abend gab es dann eine Wende. Später haben wir dann herausgefunden, wieso.

Denn Mira war zu der Zeit in Indien oder China. Aber als sie sich hörten, hieß es „mein Kätzchen, mein Welpe“ und dann kam die komplette Wende. Die Wortwahl „mein Kätzchen, mein Hündchen, mein Dickerchen“ habe ich oft gehört“, erinnert sich der spätere Oppositionelle. Nach ihm geschah es oft, dass wichtige politische Entscheidungen gewissermaßen über die Bettkante getroffen wurden.

Hang zu indischer Mystik

Beim Stichwort „Indien“ kam zudem noch etwas anderes hinzu. So soll Mira Marković überaus abergläubisch gewesen sein und traf sich auf ihrer Indienreise angeblich mit einem Magier der schwarzen Künste. Dieser riet ihr, so die Erzählung, dass sie an einem für sie wichtigen Datum Wahlen ausrufen sollten. Mira wählte daher den 24. September, da dies das Datum der achten Parteisitzung war.

Ob diese Episode sich wirklich so ereignet hat, daran scheiden sich jedoch die Geister. Ebenso an der Geschichte, dass besagter Magier tatsächlich auch die Familie Milošević besucht haben soll. Der ehemalige Leibwächter von Milošević, Goran Pajić, lehnt derlei Erzählungen von einer Art „indischem Rasputin“ rundheraus ab:

„Die Geschichte über die Verbindung zwischen einem Magier und der Familie Milošević stammt von einem westlichen Geheimdienst. Ich fragte einen Kollegen, welcher mit Mira Marković nach Indien geresit war, ob da etwas Wahres dran gewesen sei. Er sagte mir klipp und klar, dass nichts davon passiert sei. Das war nur ein weiterer Versuch, die Regierung von Slobodan Milošević zu destabilisieren“, so Pajić.

Aber auch, wenn diese Geschichte ein reines Phantasieprodukt gewesen ist, so kann nicht abgestritten werden, dass Mira Marković einen großen Einfluss hatte, welcher weit über ihre offiziellen Mandate hinausging. Auch ist es nicht ungewöhnlich, dass selbst Präsidenten auch ihre Ehefrauen nach ihrer Meinung oder gar nach ihrem Rat fragen.

Ob Milošević aufgrund dessen die Frage nach „Krieg oder Frieden“ für sich beantworte, das wird wohl auch im Dunkel der Geschichte bleiben.

Was meint Ihr, wie groß Markovićs Einfluss auf den Präsidenten war? Hätte Milošević sich damals anders entscheiden sollen? Schreibt uns Eure Meinungen in die Kommentare.

Foto:

Quelle: mondo.rs

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