Nachdem Albaniens Premierminister Edi Rama abermals öffentlich in einem Interview sagte, dass eine Vereinigung des Kosovo mit Albanien Ziel seiner Regierung sei, kam jetzt scharfe Kritik aus Russland.
Wie die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Marija Sacharowa, mit deutlichen Worten sagte, fordere man eine umfangreiche Reaktion des Westens auf diese Aussagen aus Tirana.
„Wir halten die Erklärung des albanischen Premierministers Edi Rama zur Vereinigung Albaniens und des Kosovo für absolut inakzeptabel“, äußerte sie gegenüber der russischen Nachrichtenagentur TASS.
Derlei Aussagen von Rama passten in keinem Fall in den Kontext der gemeinsamen Bemühungen Belgrads und Tiranas zur Schaffung eines gemeinsamen Binnenmarktes.
„Wir erwarten eine angemessene Reaktion von Seiten der westlichen Mentoren des kosovarischen Staatsbildungsprojekts auf diese unverschämte Provokation“, so Sacharowa.
Derlei Aussagen von Rama sind derweil nicht neu. Im Zuge der erst vor kurzem stattgefundenen albanischen Provokationen an der administrativen Grenze zum Kosovo haben sie jedoch zusätzliches Gewicht bekommen.
Einmal mehr wird dabei ersichtlich, dass Rama einen ähnlichen Kurs verfolgt wie Albain Kurti. Trotz aller politischen Gegensätzlichkeiten ist man sich in Priština und Tirana in diesem Punkt einig.
Gleichzeitig ist Rama enorm darum bemüht, die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Serbien voranzutreiben. Bei solchen ethnonationalistischen Vorstößen dürfte er sich da aber einer Illusion hingeben.
Denn wirtschaftlich mit Serbien zusammenzuarbeiten und politisch gegen Serbien zu opponieren, passt auf Dauer nicht zusammen. Dies trifft umso mehr zu, wenn es um solch heikle Themen wie den Status des Kosovo geht.
Kurti wiederum boykottiert zudem das Projekt „Offener Balkan“. Er sieht darin eine Stärkung Serbiens sowie eine Schwächung der eigenen politischen Position. Zudem hat er mehrfach gesagt, dass ein solches Projekt der EU-Integration der Region zuwiderläuft.
Rama muss sich entscheiden, welches Ziel er verfolgt
Rama wiederum wird natürlich auch aus politischem Pragmatismus seine Schritte vorsichtig wählen müssen. Denn eine theoretische Erweiterung der albanischen Staatsgrenzen auf Kosten Serbiens, birgt nicht nur ein absurd großes außenpolitisches Risiko in sich.
Auch innenpolitisch dürfte er kaum wollen, mit allzu nationalistischen Ideologen wie Kurti in einem Land zusammenzusitzen. Zumal gerade in Südalbanien weitaus weniger Sympathie für den Kosovo besteht, als im Nordteil des Landes.
Zudem dürfte Rama auch kaum etwas anderes übrig bleiben, als mit Serbien zu kooperieren.
Weiterhin hatte der letzte EU-Gipfel zum westlichen Balkan erneut nur tröstende Worte und sonst nicht viel für die Länder der Region zu bieten. Prinzipiell würde man ja gerne alle Länder aufnehmen, aber wann und wie, das weiß nur der Herrgott.
Die Konsequenz daraus ist, dass sich die Staaten der Region untereinander einigen müssen. Denn aus der EU wird auf absehbare Zeit nichts Neues kommen. Und dann führt nun einmal kein Weg an Serbien vorbei. Das weiß auch Rama.
In Brüssel misst man allzu oft mit doppeltem Maß
Abseits solcher Gedankenspiele ist es aber durchaus wichtig, dass Russland vom Westen eine klare Stellungnahme zu solchen Aussagen verlangt. Denn nur allzu oft wird etwa in der EU mit doppeltem Maß gemessen, wenn es um Kosovo oder etwa die Republika Srpska geht.
Manchmal könnte man sogar fast den Eindruck haben, die EU-Mitgliedsstaaten fürchteten es geradezu, eine klare Position gegen ein „Großalbanien“ zu beziehen. Aber auch das dürfte wenig überraschen.
Man denke allein, an die kraftlosen Aussagen und Bekundungen während des letzten Konflikts um die Autokennzeichen der „Republik Kosovo“.
Serbien wiederum kann und muss stolz darauf sein, dass es in Russland einen Verbündeten hat, welcher hierzu klar Stellung bezieht. Denn Brüssel hat seinen Nimbus als „ehrlicher Makler“ auf dem Balkan praktisch schon fast verspielt.
Viel zu oft begegnete die serbische Delegation dort einem Schulterzucken, wenn Kurtis Truppe mal wieder die staatliche Anerkennung forderte. So kann das einfach nicht weitergehen, wenn man nicht nur Geld für Arbeitskreise, Meetings und Flugkosten verschwenden will, ohne etwas Substanzielles zu schaffen. Deshalb ist es gut und richtig, dass Russland Serbien auch diplomatisch beisteht.
Was will Rama mit solchen Provokationen erreichen? Sollte Russland in der Kosovo-Frage mehr Druck auf die EU ausüben? Schreibt uns Eure Meinungen in die Kommentare.
Quelle: politika.rs