Schwere Schläge gegen das organisierte Verbrechen

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Mehrere Köpfe des organisierten Verbrechens im Gefängnis, einer tot. Der Mafia scheint es zurzeit an den Kragen zu gehen. Dabei war die Verhaftung Belivuks Anfang Februar nur ein Sieg, wenn auch ein bedeutender, gegen die kriminellen Strukturen.

Denn einer der wichtigsten Mafiaclans auf dem Balkan, der sogenannte Kavač-Clan, hatte gleich mehrere schwere Schläge zu verbuchen.

Slobodan Kaščelan, der mutmaßliche Anführer der Mafiaorganisation konnte bei einem Polizeieinsatz in Kotor am vergangenen Mittwoch verhaftet werden. Gegenwärtig befindet er sich in Untersuchungshaft. Einem anderen Anführer der Gruppe, Radoje Zvicer, gelang es zu fliehen. Wahrscheinlich ist er gegenwärtig nicht mehr in Montenegro.

Anfang April legten Beamte der Polizei von Portugal zudem Igor Božović und dessen Sohn Vladimir Handschellen an. Diese sind ebenfalls zwei hochkarätige Mobster des Kavač-Clans. Bereits seit Jahren wurde international nach ihnen gefahndet.

Die Verhaftung von Veljko Belivuk wiederum stellt einen schweren Schlag gegen die Strukturen der Gruppe in Serbien dar. Belivuk führte dort gewissermaßen die Außenstelle der aus Montenegro stammenden Gruppe.

Wie weit reicht der Arm der Mafia?

Bei der Verhaftung von Kašćelan kam es auch gleich zu einem Skandal, welcher einen tiefen Blick in die Verhältnisse in Montenegro gewähren lässt. Denn der zuständige Ermittlungsrichter ließ Kašćelan bereits zwei Tage nach dessen Verhaftung wieder laufen. Erst ein Sturm der Entrüstung in der Öffentlichkeit wendete das Blatt zu dessen Ungunsten.

Der Oberste Gerichtshof in Podgorica korrigierte noch am selben Tag die Entscheidung der unteren Stelle. Er gestattete, den Verbrecher für bis zu 30 Tage in Untersuchungshaft zu belassen.

Insider der Verbrechensbekämpfung in Montenegro vermuten dahinter zwei Dinge. Einerseits könnte es tatsächlich nicht genügend Beweise geben, um Kašćelan die Gründung der Mafiaorganisation nachzuweisen. Andererseits spricht die Revision der Entscheidung des Ermittlungsrichters auch dafür, dass sich hinter den Kulissen der montenegrinischen Justiz ebenfalls ein Kampf abzeichnet.

Eben jener zwischen den gewachsenen kriminellen Seilschaften im Staat und den Kräften, welche diese endgültig zerschlagen wollen.

Wie „Novosti“ schreibt, ist Kašćelan bereits seit 2011 den Ermittlern als möglicher Gründer des „Kavač-Clans“ bekannt. Vorab stand er bereits an der Spitze der Vorgängerorganisation, welche jedoch in den „Kavač-Clan“ und in die „Škaljarci“ zerfiel.

Seitdem tobt ein brutaler Krieg um die Vorherrschaft zwischen beiden Gruppen. Mehr als fünfzig Personen starben bereits in den Auseinandersetzungen, teils auf extrem grausame Art und Weise. Die wichtigsten Anführer waren derweil stets auf freiem Fuß.

Das Hauptgeschäftsfeld der beiden konkurrierenden Gruppen war dabei der Kokainschmuggel, nicht nur in Montenegro sondern auf dem gesamten Balkan.

Kašćelan saß auch schon früher im Gefängnis. Allerdings konnten ihm die Behörden damals „nur“ Schutzgelderpressung nachweisen. Ende 2019 kam er bereits wieder in die Freiheit, da ein Gericht eine Kaution von einer halben Million akzeptierte.

Etliche verhaftet, andere auf der Flucht

Jetzt drohen ihm als mutmaßlichem Gründer einer der brutalsten kriminellen Vereinigungen mehr als vierzig Jahre Haft.

Zusammen mit Kašćelan konnten zudem sein Leibwächter Vladimir Vučković sowie zwei weitere Bandenmitglieder aus seinem direkten Umfeld festgenommen werden. Hinzu kamen noch drei Verdächtige aus dem Umfeld von Radoje Zvicer. Von diesem fehlt jedoch noch jede Spur. Er könnte sich in die Ukraine abgesetzt haben. Dort war er bereits in der Vergangenheit untergetaucht.

Ein Mordanschlag im vergangenen Jahr, welchem er nur knapp entging, führte damals zu seiner Rückkehr nach Montenegro. Damals hatten Auftragsmörder ihn beim Joggen in der Nähe seines Hauses in Kiew angegriffen und schwer verletzt.

Ob er sich tatsächlich wieder in seiner „Wahlheimat“ aufhält, ist aber unbekannt. Die Vermutungen gehen allerdings dahin, dass sich Zvicer direkt nach Belivuks Verhaftung am 4. Februar absetzte.

Belivuk kam in den Mafiastrukturen die Organisation und Logistik des Kokainhandels in Serbien zu. Seine Gruppe war wohl auch für die Drecksarbeit des „Kavač-Clans“ zuständig. Dazu gehörten Morde, Entführungen und Folter.

Nach einer Reise nach Montenegro, um sich dort mit Kašćelan und Zvicer zu treffen, zogen ihn die serbischen Behörden bei seiner Rückkehr nach Belgrad aus dem Verkehr. Seitdem sitzt er im Gefängnis.

Das Geschäft der Mafia ist vorerst am Boden

Igor und Vladimir Božović waren bereits vor Jahren untergetaucht, bis die Behörden sie schließlich in Portugal festnahmen. Sie scheinen in der Mafiahierarchie für die Gebiete um Kotor, Tivat und Budva verantwortlich gewesen zu sein. Gerade Sohn Vladimir war dabei wohl über lange Zeit der „Mann fürs Grobe“ sowie für die Koordination und Vermittlung zwischen den verschiedenen Mitgliedern und der Führungsebene der Mafiaorganisation zuständig.

Sicherlich wird das organisierte Verbrechen mit den Verhaftungen nicht endgültig zerschlagen worden sein. Es ist aber durchaus möglich, dass einer der wichtigsten Mafiaclans des Balkans gleich mehrere Enthauptungsschläge hinnehmen musste. Gerade die Verhaftung von Belivuk dürfte zu einem Erliegen der Kokaingeschäfte in Serbien geführt haben. Sicherlich nicht für immer, aber dennoch für eine gewisse Zeit.

Zudem dürften die Aussagen der Verhafteten auch die ein oder andere offizielle Stelle auf dem westlichen Balkan aufgeschreckt haben. Denn die Mafia hatte sich gerade in Montenegro wie eine Krake ausgebreitet und staatliche Stellen unterwandert. Aber auch in Serbien konnten bereits Verwicklungen aufgedeckt werden.

Ist die kriminelle Gruppe somit am Ende? Für wie „redselig“ haltet Ihr die Verhafteten, aufgrund der zu erwartenden langen Strafen? Scheibt es uns in die Kommentare.

Quelle: politika.rs

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