US-Botschafter blamiert sich bei Gedenken an Genozid

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War es ein dummer Fehler oder Vorsatz? Der US-amerikanische Botschafter Anthony Godfrey hat es mit einem einzigen Satz geschafft, die serbische Online-Community gegen sich aufzubringen.

Denn zum gestrigen Gedenktag für die Opfer von Völkermord und Holocaust während des Zweiten Weltkrieges in Serbien twitterte er eine, gelinde gesagt, mehr als missverständliche Botschaft.

In seinem Tweet, versehen mit einem Foto seiner gestrigen Kranzniederlegung am Mahnmal für die Holocaust-Opfer im ehemaligen KZ Sajmište, schrieb Godfrey:

„Um die besetzten Länder ethnisch und rassistisch zu reinigen, hat das Nazi-Regime während des Zweiten Weltkrieges unvorstellbare Verbrechen in ganz Europa gegen Juden, Roma und Slawen begangen. Lassen Sie uns diesen Opfern Tribut zollen, indem wir zusammen daran arbeiten, ein geeintes Europa in Recht und Frieden aufzubauen“, so der US-Botschafter.

Schöne Worte, welche sicherlich durchaus am 27.Januar, dem internationalen Gedenktag des Holocausts gepasst hätten. Aber am 22. April? Dieser Tag ist in serbischen ein nationaler Gedenktag für die Opfer in der Region. Da allgemein etwas von Slawen zu faseln, ist schon eine maßlose Beleidigung oder Dummheit.

Godfrey ist sich keines Fehlverhaltens bewusst

So fragte denn auch gleich Predrag Azdejković, seines Zeichens Film- und Theaterproduzent sowie Herausgeber des Schwulenmagazins „Optimist“, auf Twitter: „Warum sagt Du Slawen, wenn Du Serben meinst?“

Tatsächlich schien die Frage auch in der US-Botschaft Beachtung gefunden zu haben. Denn Godfrey antwortete: „Die Serben gehören zur Familie der slawischen Völker, die in diesen Gebieten unter den faschistischen Regimen gelitten haben. Meine Botschaft und mein Mitgefühl richten sich an alle Holocaust-Opfer.“

Azdejković ließ nicht locker. Er entgegnete prompt: „Ich glaube, dass ihre Botschaft, zumal auf Serbisch, den Slawen viel bedeutet und dass sie diese schätzen. Aber es scheint mir, dass die Serben das Gefühl haben, als würden Sie ihre Leiden und Opfer nicht ernstnehmen.“

Eine Antwort Godfreys blieb aus. Stattdessen begann mit anderen Twitter-Nutzern eine Diskussion, ob die serbischen Opfer am gestrigen Tage gesondert hätten gewürdigt werden sollen.

Fakt ist jedenfalls, dass Godfrey seinen Blumenkranz an einem Mahnmal für die ermordeten Juden, Serben und Roma niederlegte. Serbien hat auch den 22.4. als gesonderten Gedenktag für die Holocaust-Opfer auf jugoslawischem Territorium. Nicht umsonst heißt der Tag auch „Nationaler Gedenktag an den Holocaust, des Genozids und anderer Opfer des Faschismus im Zweiten Weltkrieg“.

Natürlich richtete sich der Hass der Nazis gegen die slawischen Bevölkerungen Europas. Dies steht außer Frage und darf auf keinen Fall relativiert werden.

Dies ist ein serbischer Gedenktag

Nur ist das gestrige Datum, wie so manches auf dem Balkan etwas spezifischer. Denn der 22.4. geht zurück auf den Fluchtversuch serbischer und jüdischer Gefangener aus dem berüchtigten Ustaša-Lager Jasenovac. Differenzierungsvermögen ist aber eh nicht gerade eine US-amerikanische Tugend.

Wollte man ihm „böswillige“ Absichten unterstellen, könnte man Godfreys Aussage sogar dahingehend interpretieren, dass er partout darauf bedacht war, die serbischen Opfer zu relativieren. Seine Antwort auf Azdejkovićs Nachfrage lässt diesen Verdacht zumindest nicht ganz von der Hand weisen.

Was meint Ihr? Schreibt uns Eure Meinungen in die Kommentare.

Quelle: politika.rs

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