Heute feiern die Serben den heiligen Stefan

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Eigentlich wird der Tag des heiligen Stefan erst wieder am 9. Januar gefeiert. Aber in der serbisch-orthodoxen Kirche gibt es auch noch drei weitere Tage, welche diesem außergewöhnlichen Heiligen gewidmet sind. Heute ist Sveti Stefan Letnji, also der Tag des heiligen Stefan im Sommer.

Die Stefanstage sind in Serbien sehr weit verbreitet. So wundert es auch nicht, dass über vierzig serbische Kirchen nach diesem Heiligen benannt sind.

Bei den Serben heißt der heilige Stefan übrigens Stefan Vetroviti, also Stefan der Windbringer. Deshalb ist es auch nicht überraschend, dass man sich am heutigen Tag vor dem Wind in Acht nehmen soll. Heu und Stroh sollten zum Beispiel sicher verwahrt werden. Auch glauben manche, dass der Wind verschiedene Krankheiten mit sich bringen kann. Man sollte sich also insbesondere heute vor ihm hüten.

In den Küstenregionen gilt der heilige Stefan zudem als Beschützer der Seeleute. Angeblich bringt er ihnen auf dem Meer genügend Wind, um segeln zu können. Im Inland sehnen sich insbesondere Müller den Tag herbei. Denn ohne Wind können sie ihr Korn nicht mahlen.

Auch feiern heute viele Gläubigen in Serbien ihre Slava und in so mancher Kirche und in manchem Kloster stehen am heutigen Tag besondere Feierlichkeiten an, etwa in Hopovo, Lipovac, Banjska, Koporin, Lepenac, Slanci bei Belgrad, im Kloster Sombor sowie in unzähligen weiteren Klöstern und Kirchen. Der heutige Tag geht überdies darauf zurück, dass im August seine Gebeine als Reliquien beigesetzt wurden.

Aber was macht den heiligen Stefan so besonders?

Dies wird ersichtlich, wenn man sich sein Leben anschaut. Geboren wurde er um das Jahr 1 und starb irgendwann im Zeitraum zwischen 36 und 40 n.Chr. wahrscheinlich in Jerusalem.

Er war in jedem Fall Mitglied der dortigen christlichen Urgemeinde, welche sich durch ihre wachsende Gemeinschaft zusehends mit einem Problem konfrontiert sah. Denn aufgrund ihres immer schnelleren Wachstums kamen auch immer mehr Arme in ihre Reihen, besonders Witwen und Waisen.

Dies führte zudem zu Spannungen zwischen den aramäischen und den griechischsprachigen Judenchristen. Damit die Apostel auch weiterhin ihren Aufgaben in Lehre und Predigt nachgehen konnten, bedurfte es einiger organisatorischer Neuerungen.

Man entschied sich, einen Kreis aus sieben Diakonen zu ernennen, welche sich mit der Versorgung der Witwen und Waisen beschäftigen sollten. Allesamt galten als Männer von hervorragendem Ruf sowie exzellenter Geisteskraft und Weisheit. Stefan war einer unter ihnen und galt zudem als Erzdiakon. Ihm oblag es sich, sich um die Witwen und Waisen mit griechischsprachigem Hintergrund zu kümmern. Seine Mitdiakone hießen Philippus, Prohor, Nicephorus, Timon, Parmen und Nikolaus.

Aber wie so oft in diesen Zeiten gab es alsbald Probleme mit den anderen Glaubensrichtungen und dem Staat. Jemand denunzierte ihn beim Hohen Rat der Israeliten und behauptete, dass Stefan gesagt hätte, Jesus wolle den jüdischen Tempel zerstören und das Judentum von Grund auf verändern. Besonders missfiel den Anklägern, dass Stefan mit seinen Anhängern auch zunehmend unter den Juden missionierte und den bestehenden Tempelkult – und somit auch die Macht der Priester – ablehnte. Stefans brillante Antwort auf die an ihn vor Gericht von den Hohepriestern gestellten Fragen findet sich bis heute in der Apostelgeschichte.

Nach seiner Verteidigung sah Stefan zum Himmel empor und sprach „Ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes sitzen.“ Dies erzürnte seine Ankläger. Sie packten ihn und brachten ihn raus aus der Stadt. Dort steinigten sie ihn zu Tode.

Er war der erste Märtyrer der Christenheit

Stefan aber befahl seinen Geist in die Hände Christi und bat ihn im Gebet, seinen Henkern zu verbergen. So starb er als erster christlicher Märtyrer bzw. als Erzmärtyrer.

Anwesend bei Stefans Hinrichtung war zudem ein Mann namens Saulus, welcher sich noch in der folgenden Christenverfolgung durch grausame Taten hervortat. Dieser sollte später zum heiligen Paulus werden, nachdem ihm mehrfach Christi erschienen war.

So steht der heilige Stefan nicht nur für das Martyrium der Christenheit, sondern auch für Liebe und Zuneigung gegenüber den Armen und Schwachen. Auch begründete er das Diakonswesen in der Kirche. Nicht zuletzt bewirkte sein Märtyrertod zudem die spätere Bekehrung des größten Christenverfolgers in Jerusalem, Saulus.

Geht Ihr heute auf eine Slava? Schreibt es uns in die Kommentare.

Foto: Istorijski zabavnik

Quelle: istorijskizabavnik.rs

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