Serbisch-orthodoxe Kirche bekennt sich zu Kosovo und Metochien

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Mit der Weihung des neuen Patriarchen Porfirije beginnt für die serbisch-orthodoxe Kirche ein neuer Abschnitt in ihrer langen Geschichte. Bereits im Vorfeld war bereits viel spekuliert worden, welche Richtung die Kirche von nun an in allen aktuellen Fragen verfolgen würde.

Manche sprachen gar davon, dass sich mit Porfirije nun ein sogenannter Reformer an der Kirchenspitze befinden würde. Es gäbe gar eine Spaltung in „regierungsnahe“ und „oppositionelle“ Bischöfe. Fraglich ist selbstverständlich immer, was mit diesen Begriffen verbunden wird.

In einer Bekanntmachung erteilte Porfirije denn auch derlei Spekulationen eine Absage. Innerhalb der Kirche bestehen keine verschiedenen Lager, die sich in einer Nähe oder Ferne zu Regierungspositionen ausdrückten.

Die Kirche steht geschlossen zu KiM

Auch und gerade in der Kosovo-Thematik habe die Kirche eine eindeutige und klare Position, wie Porfirije betonte. Kosovo ist und bleibt ein integraler Bestandteil Serbiens. Es sei das höchste Gebot der Kirche, sich dafür einzusetzen, stellte der Patriarch klar. Weiterhin könne gerade in dieser Frage überhaupt keine Rede davon sein, dass es in der Kirche ein „oppositionelles“ Lager und ein „regierungsnahes“, möglicherweise in der Kosovofrage kompromissbereites, Lager gäbe.

Sowohl bei allen vergangenen Kirchentagen und Synoden habe es in dieser Frage immer Einheit gegeben. Porfirije bekennt sich weiterhin zu dem Beschluss, welcher auf dem Kirchentag im Dezember 2019 getroffen wurde: „Jede Änderung des Status von Kosovo und Metochien, die auf eine Anerkennung als unabhängigen Staat oder eine Variante einer territorialen Abspaltung führt, ist grundsätzlich als inakzeptabel zu betrachten.“

Demensprechend wird es interessant sein, wie sich die Kirche gegenüber der Regierung und nicht zuletzt gegenüber dem serbischen Präsidenten Aleksandar Vučić positionieren wird. Beide vertreten zwar grundsätzlich ähnliche Positionen. Sie sind aber auf dem internationalen diplomatischen Parkett mit Fragen des tagespolitischen Alltags sowie der außenpolitischen Ausrichtung Serbiens konfrontiert. Gleichzeitig kann sich auch die Regierung keinen Konflikt mit der serbisch-orthodoxen Kirche wünschen.

Patriarch will Brücken zu Kroaten bauen

Weiterhin interessant waren auch Porfirijes Worte in Bezug auf die Beziehungen zur römisch-katholischen Kirche. Es sei daran erinnert, dass er bis zur Übernahme des höchsten Kirchenamtes Metropolit von Zagreb und Ljubljana war. Andererseits hatte der letzte Kirchentag festgestellt, dass im Raum des ehemaligen Jugoslawien „Feindseligkeit und Diskriminierung in Bezug auf unsere Kirche fast überall mehr oder weniger vorhanden sind“. Die serbisch-orthodoxe Kirche pflege zwar generell gute und korrekte Beziehungen zur römisch-katholischen Kirche. Dies könne jedoch „leider nicht für die Beziehungen zu bestimmten Kreisen der römisch-katholischen Kirche in Kroatien gesagt werden“.

Man kann jetzt darüber streiten, ob dies vielleicht schon eine Verbesserung gegenüber der Feststellung des Kirchentages im Jahr zuvor war. Denn damals hatten die Teilnehmer sich noch weitaus klarer und schärfer geäußert. Das Verhältnis zur kroatischen Bischofskonferenz sei schlecht, da es in dieser „neben wohlmeinenden Bischöfen leider eine große Anzahl an Bischöfen mit unverhohlener Pro-Ustaša-Ausrichtung und Ustaša-Rhetorik gibt.“

Allerdings hatte die Kirche damals auch manche Aussagen des letzten Patriarchen Irinej sowie des Bischofs der Bačka, Irinej, als Ausdruck der Intoleranz gegenüber der katholischen Kirche und ihrer Gläubigen gewertet.

Porfirije ist die richtige Wahl

Die Weihung Porfirijes zum serbisch-orthodoxen Oberhaupt könnte daher zur Bildung neuer Brücken beitragen. So sprachen auch viele kroatische Intellektuelle und Personen des öffentlichen Lebens bereits sehr positiv über ihn. Sogar vom katholischen Erzbischof von Zagreb, Josip Bozanić, kam eine überaus herzliche Glückwunschbotschaft an das Kirchenoberhaupt.

Nicht zuletzt durch gemeinsame Besuche mit katholischen Kirchenvertretern nach den letzten Erdbeben in Kroatien hatte Porfirije viel Sympathie im Land erhalten.

Porfirije gelang es zudem in Zagreb auch über heiklere Themen in Kroatien zu sprechen und damit den Weg seines Vorgängers fortzusetzen. Dies betraf nicht zuletzt den Zweiten Weltkrieg und die schreckliche Rolle des katholischen Kardinals Alojzije Stepanac im sogenannten NDH-Staat.

Der neue Patriarch gab jedoch bereits in der Vergangenheit bekannt, dass es viele „nichtkirchliche“ Faktoren gibt, die die Beziehungen zwischen den beiden Nationen und sogar zwischen den beiden Kirchen stören. Es seien „professionelle Konfliktschöpfer“ die Spaltungen und Konflikte fördern und den Dialog diskreditieren. Dies zeigte sich denn auch bei einer kroatischen Kampagne, in welcher die Republika Srpska als „Kriegsbeute Serbiens“ bezeichnet wurde

Porfirije rief damals, dass Gott den Frieden für alle Menschen bewahren wolle. Er werde sich daher weiter für den Bau von Brücken zwischen den Nationen einsetzen. So ist denn auch jetzt die Hoffnung groß, da er das Ruder des Schiffes der serbisch-orthodoxen Kirche übernommen hat, um es durch die ewig unsicheren Gewässer des Balkans zu steuern.

Wie denkt Ihr über Porfirijes Positionen? Ist die Kirche sich tatsächlich in allen Fragen so einig? Schreibt uns Eure Meinungen in die Kommentare.

Quelle: politika.rs

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