EU-Einreise demnächst nur noch mit West-Impfstoff?

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Viel wird derzeit in den Medien über die neuen Corona-Impfstoffe berichtet.

Neben der teils schleppend anlaufenden Impfungen und den medizinischen Aspekten geht es in der EU vor allem um die Zulassung der Präparate.

Dabei fallen vor allem immer die Namen der Firmen Biontech, Pfizer und Moderna. Aber was ist denn mit den anderen weltweit im Umlauf befindlichen Impfstoffen?

China will viele arme Länder versorgen

Russland hatte schon vor Monaten ein eigenes Präparat mit dem leicht nach Science Fiction klingenden Namen „Sputnik V“ zugelassen. Auch die Chinesen impfen ihre Bevölkerung bereits mit einem Mittel der staatseigenen Firma Sinopharm. China will sein Produkt auch großteils kostenlos nach Südamerika, Afrika und andere Regionen der Welt liefern.

Zudem gilt auch zumindest das nach dem berühmten sowjetischen Satelliten benannte Präparat aus Russland als wirksam und gut verträglich. Nicht umsonst soll bei dem britischen Impfstoff von Astrazeneca auf russisches Knowhow zurückgegriffen werden.

Soweit so gut, wäre da nicht die Geschichte mit der Zulassung. Denn in der Europäischen Union gilt jeder als geimpft, der ein von den Behörden zugelassenes Präparat bekommen hat. Davon kann jedoch zumindest bisher weder für Sputnik V noch für das chinesische Erzeugnis die Rede sein.

Da Serbien eben aber viel Unterstützung aus Russland und China bekommt, könnte dies zu einem Problem werden. Denn wenn sich serbische Bürgerinnen und Bürger für eine Reise impfen lassen, die Impfung aber zum Beispiel in Deutschland nicht anerkannt wird, könnte dies gravierende Konsequenzen nach sich ziehen, von der zwangsweisen Quarantäne bis zur Verweigerung der Einreise.

Mirsad Đerlek, Staatssekretär im serbischen Gesundheitsministerium, hatte bereits vor einiger Zeit gegenüber „Politika“ erklärt, dass es auf diplomatischer Ebene große Streitigkeiten darüber gibt, wer wie viele Impfstoffe kaufen und verkaufen darf. Der umstrittenste sei dabei „Sputnik V“ gewesen.

Dieser sei bisher nicht bei der Weltgesundheitsorganisation WHO registriert. Sollten daher jetzt in der EU beispielsweise Reisebeschränkungen gelten, hätte dies Konsequenzen für diejenigen, welche das Mittel erhalten haben.

In der EU gibt es Streit um russischen Impfstoff

Tatsächlich gibt es schon innerhalb der Europäischen Union genug Streit über die Verwendung des „richtigen“ Impfstoffs. So bekam Ungarn eine Rüge, weil das Land auch das russische Erzeugnis einführen will. Am 21. Januar will die Europäische Kommission denn auch über ein europaweites Impfzertifikat, ähnlich dem bisherigen Impfpass, verhandeln und somit die dringende Harmonisierung der Coronastrategien innerhalb der EU vorantreiben. Gerade Griechenland drängt hier auf schnellstmögliche Freizügigkeit, um den eigenen Tourismus wieder anzukurbeln.

Die gesamte Problematik rund um chinesische oder russische Impfstoffe ist bisher noch kaum in der Öffentlichkeit diskutiert worden. Als der serbische Präsident Vučić darauf angesprochen wurde, sagte er zwar, dass er von der Kritik an Ungarn gehört habe, dass ungarischen Bürgern jedoch vielleicht die Einreise in andere EU-Länder versagt werden könnte, hielt er für blödsinnig. „Sie denken, das sei realistisch. Ich habe noch nie so einen Wahnsinn gehört“, antwortete Vučić wörtlich den Journalisten.

Denn dies würde auch bedeuten, dass Geschäftsreisende, Touristen und Investoren aus Russland, China, Pakistan, den Emiraten, Bahrain, der Türkei und anderen Ländern in die EU einreisen könnten.

Mediziner pochen auf schnellstmögliche Impfungen

Mediziner haben derweil eine klare Meinung, wenn es darum geht, welches Präparat das Beste sei. So antwortet der Epidemiologe Radmilo Petrović, dass es zwar in Serbien mit den bisher hauptsächlich aus dem Westen stammenden Impfstoffen keine Probleme gegeben habe, fügt jedoch hinzu:

„Wir werden erst in einem Jahr wissen, welcher Impfstoff erfolgreicher war und welcher weniger wirkt. Gegenwärtig, wenn die Leben von Menschen auf dem Spiel stehen, ist es unhaltbarer Unsinn, die Leute um des Reisens willen auf bestimmte Impfstoffe zu konditionieren.“

Auch Tanja Jovanović, Virologin und Mitglied des Krisenstabs weiß, dass nur die von europäischen Agenturen zugelassenen Impfstoffe in der EU anerkannt werden. Was daraus in Zukunft erwachsen könnte, kennt sie jedoch nur vom Hörensagen: „Ich habe nie jemanden mit einer offiziellen Position dazu gehört. Auch hat die EU bis dato nichts Endgültiges entschieden. Das Wichtigste ist jetzt aber, uns mit jedem verfügbaren Impfstoff zu immunisieren. Das sollte Priorität haben.“

Den Ausschluss der halben Welt kann sich die EU nicht leisten

Dass Chinesen und Russen, und in Folge auch Serben, von Reisen in die Europäische Union abgehalten werden könnten, glaubt auch nicht der Direktor der Nationalen Vereinigung der Reisbüros Serbiens (JUTA), Aleksandar Seničić:

„Ich glaube nicht, dass die russischen und chinesischen Impfstoffe weltweit nicht anerkannt werden. Die beiden werden aller Voraussicht nach auch eine Zulassung von den EU-Institutionen bekommen. Laut einiger Berichte wird darauf gewartet, dass Bestellungen von mit in der EU und in den USA hergestellten Impfstoffen abgeschlossen werden. Wenn die anderen Präparate nicht anerkannt würden, wäre dies wirtschaftlich ein ausgesprochen schlechter Schritt.

So würde viel mehr Geld verloren gehen, als gewonnen. Denn russische Touristen sind sowohl in der Winter- wie auch in der Sommersaison die wichtigsten in Europa. Und es gibt einen Wachstumstrend des chinesischen Tourismus in der EU und in den USA von 15 bis 20 Prozent in den letzten Jahren.“

Das alte Spiel: Profit vor Gesundheit

Wie sich dieses Problem jedoch auch immer lösen lässt, mit großer Sicherheit kann jedoch davon ausgegangen werden, dass chinesische und russische Impfstoffe erst in den Ländern des Westens zugelassen werden, wenn die großen Pharmafirmen ihre Profite eingestrichen haben. Denn Medikamente zum Selbstkostenpreis oder gar gratis waren noch nie in deren Interesse. Es geht schließlich nicht um die Gesundheit, sondern um etwas viel Profaneres: Ums Geld.

Könnte es tatsächlich zu Reisebehinderungen kommen? Sollte Serbien besser westliche oder russische und chinesische Impfstoffe verwenden? Schreib es uns in die Kommentare.

Quelle: politika.rs

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