Stimmen aus Ljubljana zur EU-Perspektive Serbiens

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Beim Westbalkangipfel der Europäischen Union ist wenig Neues gesagt worden. Man kennt bereits zur Genüge die warmen Worte aus der hohen Politik, nach welcher Serbien und seine Nachbarn prinzipiell natürlich in der EU willkommen sind. Auch dass man in Brüssel ein reges Interesse an einem prosperierenden und freien Südosteuropa habe, hören die serbischen Bürger bereits seit Jahren und Jahrzehnten.

Alles wie gehabt und auch kein Wunder, dass sich nach der langen Zeit des Redens, viele in Serbien bereits an eine Rolle ihres Landes außerhalb der europäischen Staatengemeinschaft eingestellt haben.

Aber da der jetzige Gipfel in Slowenien stattfand, ist es doch interessant zu hören, was die normalen slowenischen Bürger über eine Mitgliedschaft Serbiens in der EU denken. Slowenien als ehemalige Teilrepublik Jugoslawiens verbindet nach wie vor viel mit unserem Land.

Die Zeitung „Politika“ hat auf den Straßen Ljubljanas einmal Passanten gefragt, was sie davon halten würden, wenn Serbien in die EU kommen würde.

Hier sind ihre Antworten.

Vorab sei schon so viel verraten. Die Mehrheit unterstützt die serbische Kandidatur auf EU-Mitgliedschaft. Auch glauben die meisten, dass Serbien von diesem Schritt profitieren würde. Aber auch die EU hätte viel von einer Mitgliedschaft unseres Landes.

Gemeinsame Werte sind wichtig

Božidar, in Ljubljana lebender Künstler und Historiker, etwa unterstützt die europäische Perspektive Serbiens. Er denkt aber, dass unser Land, erst einmal alle Kriterien erfüllen muss, um in den Reigen der Mitgliedsstaaten aufgenommen zu werden. Wichtig ist ihm generell, dass alle neuen und zukünftigen Mitglieder die europäischen Werte teilen. Etwa in Bezug auf die Grund- und Bürgerrechte oder die Rechte der nationalen Minderheiten.

„Was auch immer sie letztendlich ist, Gott sei Dank haben wir die EU. Aber sollte sie einmal in kleine Länder zerfallen, welche sich gegenseitig an die Gurgel gehen, wie es in Jugoslawien der Fall war, dann leiden wir alle darunter“, sagt er.

Seiner Meinung nach kann nur ein gemeinsamer Wertekanon erfolgreich gegen Nationalismus, Fremdenfeindlichkeit und Korruption helfen.

Die Interessen der EU an Serbien sieht er vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht. Serbien sei ein großer Markt für Waren und Dienstleistungen. „Aber wenn man die europäischen Werte, welche in zig Dokumenten verankert wurden, nicht akzeptiert, macht eine Mitgliedschaft Serbiens und anderer Länder wenig Sinn“, so der Künstler.

Serbien könnte finanziell profitieren

Rechtsanwältin Irena findet es wichtig, dass weiter über eine Erweiterung der EU in Richtung Südosteuropa gesprochen wird. Man müsse einen gemeinsamen Weg zu diesem Ziel finden, findet sie.

„Slowenien setzt sich dafür ein, dass man einen solchen Weg findet, welcher schließlich zum EU-Beitritt Serbiens führen wird.“ Dessen sei sie sich sicher. Ihrer Meinung nach würde Serbien viel Gutes erwarten, nicht zuletzt in finanzieller Hinsicht.

Bis heute miteinander verbunden

Das Rentnerpaar Andreja und Viktoria findet es wiederum absolut selbstverständlich, dass Serbien in die EU gehört. Auch Sloweniens Politik diesbezüglich ist für sie sonnenklar. „Früher waren wir ein Land, oder nicht? Es ist selbstverständlich, dass Slowenien sich dafür einsetzt, diesen Prozess zu beschleunigen“, sagen sie.

Manch einer sieht auch die EU als Ganzes kritisch

Ein anderer Befragter zieht es lieber vor, nicht namentlich genannt zu werden. Er ziehe es vor lieber anonym zu bleiben, wie er sagt. Tatsächlich weicht seine Meinung auch von den voran genannten ab.

Wie er selbst sagt, vertritt er eine Minderheitsmeinung in Slowenien. Denn er glaubt, Serbien sollte kein EU-Mitglied werden. Jedoch nicht, weil er etwas gegen Serbien oder die Serben hat. Vielmehr sagt er, dass die Mitgliedschaft seinem Land, Slowenien, nichts Positives gebracht habe. Serbien würde es daher nicht besser ergehen.

Alles in allem scheinen jedoch die positiven Stimmen eindeutig zu überwiegen. Nicht nur, was Serbiens Mitgliedschaft betrifft, sondern auch die positive Resonanz auf die Mitgliedschaft ihres eigenen Landes in der EU.

Positiv fällt zudem auf, dass die Befragten in Ljubljana es vollkommen selbstverständlich finden, dass Serbien aufgenommen werden soll. Gleich ob mit oder ohne Reformbedarf. Man spürt vielmehr die Reste der alten Verbundenheit aus jugoslawischen Zeiten, auch wenn dies schon lange her ist.

Interessant wäre es jetzt noch zu hören, wie Passanten in Zagreb über Serbiens EU-Perspektive denken würden.

Sicher wären die Antworten andere. Oder nicht? Schreibt uns Eure Meinungen in die Kommentare.

Quelle: politika.rs

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